Dienstag, 17. Dezember 2013

Thor: The Dark Kingdom [2013]


Das erste Abenteuer des Marvel-Superhelden Thor aus dem 2010 hat mich damals ehrlich gesagt ziemlich kalt gelassen. Ja, es war spannende Unterhaltung ohne Herz und Verstand, aber für mich persönlich war es nichts. Thor war für mich einer der weniger interessanten Superhelden, da mir seine Ursprünge aus der nordischen Mythologie einfach zu überdreht erschien. Und der Hauptdarsteller Chris Hemsworth, der außer Muskeln pumpen und charmant lächeln keinerlei Fähigkeiten zu besitzen scheint, und eine erschreckend blasse Natalie Portman konnten mich auch nicht vom Hocker reißen.

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All diese Gründe sprechen dagegen, sich den Nachfolger anzusehen, oder? Aber ich hab mich von der Langeweile breitschlagen lassen und ich muss trotzdem sagen, dass "Thor 2: The Dark Kingdom" gar nicht mal so schlecht ist. An Hemsworth und Portman hat sich zwar nicht das geringste geändert, aber einmal mehr durfte der tolle Tom Hiddleston als Bösewicht Loki zeigen, dass er der heimliche Star in "Thor" ist. Die Handlung ist nicht weiter nennenswert, aber immerhin sorgt sie für viel Action, etwas Spannung und lässt hin und wieder Platz für Dramatik und Gefühle.

Fazit: Ein Film, zu dem man gar nicht viel schreiben muss. Ein absoluter No-Brainer, der in der nordischen Mythologie angesiedelt ist und vermutlich so viel damit zu tun hat wie  Til Schweiger mit guten Filmen. Aber das erwartet der Zuschauer auch nicht: Er will Action und Dramatik und beides bekommt er geboten. "Thor 2" ist Popcornkino erster Klasse und ich müsste lügen, würde ich behaupten, dass ich nicht auch meinen Spaß gehabt hätte.

Die Eiskönigin - Völlig unverfroren [2013]


Als ich zum ersten Mal den Trailer zu "Die Eiskönigin" sah, war ich ziemlich ernüchtert gewesen. Im Grunde sah es genauso aus wie "Rapunzel", inklusive nerviger Sidekicks und vorhersehbarer Lovestory - mit Schnee. Aber nachdem er auf Moviepilot doch so viele positive Kommentare erhalten hatte, versprach ich mir von dem Film harmlose Unterhaltung, und die habe ich auch bekommen. Mission Completed also. 

Irgendwo im Norden: In einem Königreich leben die beiden Schwestern Elsa und Anna. Während Anna ein aufgewecktes, tolpatschiges Mädchen ist, ist ihre große Schwester eine scheinbar unnahbare und kühle Person, die auf jeglichen Kontakt mit Anna verzichtet. Es stellt sich heraus, dass Elsa seit ihrer Geburt magische Kräfte zu besitzen scheint, mit denen sie Schnee und Eis aus dem Nichts herbeizaubern kann. Als sie eines Tages beim Spiel Anna mit ihren Kräften verletzt hatte und diese nur durch einen Zauber gerettet werden konnte,  verweigert Elsa fortan jeglichen Kontakt mit ihrer Schwester, um ihr nicht mehr zu schaden.

Am Tag von Elsas Krönung passiert es: In einem unachtsamen Moment offenbart Elsa vor allen Anwesenden ihre Kräfte und wird natürlich sofort als Hexe beschimpft. Ensetzt und verwirrt flüchtet Elsa in die Berge, nicht ohne vorher unbeabsichtigt das ganze Königreich mit Schnee zu überziehen. Anna macht sich, gemeinsam mit dem Eisblocklieferanten Kristoff, seinem Rentier Sven und dem gesprächigen Weihnachtsmann Olaf auf dem Weg in die Berge, um Elsa wieder zurückzuholen. 

Dass die Optik wie bereits erwähnt dem Vorgänger "Rapunzel" ähnelt, muss ich wohl nicht mehr erwähnen, dass die Figuren und die Umgebung wunderschön und fließend animiert wurden. Anna hüpft so geschmeidig im Schloss umher, dass es ein Spaß ist, ihr dabei zuzusehen. Natürlich könnte man die fehlende Individualität bemängeln, denn natürlich sieht Anna aus wie eine blonde Rapunzel, und Kristoff sieht im Grunde aus wie Flynn Rider, auch wenn sie unterschiedliche Wesen besitzen. 
Für meinen Geschmack wurde ein bisschen zu viel gesungen, aber dafür waren die Lieder sehr schön und hätten genau so in einem Musical vorgetragen werden können. Außerdem besitzen sie Ohrwurmcharakter und kommen insofern bei den Kleinen besonders gut an. Was ich jedoch bemängeln muss ist die fehlende Konsequenz in Bezug auf die Frage, welches Publikum der Film ansprechen möchte. Teilweise gab es Witze und Kommentare, die ein Kind unmöglich verstehen kann; aber andererseits wurden so unglaublich doofe Zoten gerissen, dass nur ein Kind darüber lachen konnte. 

Es ist klar, dass "Die Eiskönigin" gerne ein Film für Groß und Klein wäre, leider ist ihm diese Aufgabe meiner Meinung nach nur teilweise gelungen. Aber natürlich bietet der Film auch die restliche Palette der obligatorischen Disney-Elemente: Eine Lovestory, die aber hier recht einfühlsam und langsam erzählt wird, also dass die betreffenden Personen nicht von Anfang an ineinander verliebt sind. Weiters ein Bösewicht, hier in Form des unscheinbaren Prinzen Hans, in den sich Anna Hals über Kopf verliebt, sich dieser aber am Ende des Films als großer Bösewicht entpuppt. Etwas enttäuschend. Dafür spart er nicht mit Sidekicks, denn die gibt es diesmal in doppelter Ausführung. Sven das Rentier ist sozusagen das Pendant zu Flynn Riders Pferd, doch leider wird ihm recht schnell die Show gestohlen, als der dauerquatschende Schneemann Olaf die Bühne betritt. Ich mag Hape Kerkeling wirklich sehr, aber als Schneemann macht er keine gute Figur. 

Fazit: Für mich ein bisschen zu kindisch und unausgegoren, ist aber trotzdem ein sehr sehenswerter Film geworden, der Groß und Klein gefallen dürfte.

Montag, 2. Dezember 2013

The Day of the Doctor [50 Jahre Doctor Who]


"Doctor Who" ist ein Koloss, ein Dauerbrenner, der große Star unter den Geheimtipps von der Insel. In fast 800 Episoden in nunmehr 33 Staffeln kämpft der Doktor, ein Zeitreisender Time Lord vom Planeten Gallifrey, gegen das Böse und rettet ganze Zivilisationen und Universen. Elf Schauspieler durften den Doktor in diesen fünfzig Jahren verkörpern, Peter Capaldi als Nummer zwölf wird in der kommenden Staffel zeigen, wie gut er es versteht, ein 900 Jahre altes Alien zu spielen und ihm seinen ganz persönlichen Stempel aufzudrücken.
Fünfzig Jahre Doctor Who - eigentlich der perfekte Grund für ein Jubiläum. Dies gibt den Machern der Serie wieder einmal die Gelegenheit, alle Geschütze aufzufahren, in die CGI Effekte mehr Geld zu investieren und ein phänomenales Drehbuch zu verfilmen, das die Anhängerschaft noch jahrelang in Atem halten wird.
Eigentlich.
Denn leider ist "The Day of the Doctor" alles andere als ein würdiges Jubiläum für diese auf der ganzen Welt so geliebten Serie. Finde ich zumindest, denn natürlich gibt es auch positives Echo, das ich jedoch nur teilweise nachvollziehen kann. Es heißt, das Special sprühe nur so vor Ideen und Spannung und böte mit seinen drei Doktoren und einer Menge Timey Wimey eine geradezu perfekte Story für fünfzig Jahre Doctor Who. Ich persönlich sehe das anders, aber davon nachher mehr.
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In "The Day of the Doctor" treffen drei Doktoren aus verschiedenen Zeitlinien aufeinander. John Hurt spielt den "War Doctor", eine komplett neu erfundene Inkarnation des Doktors, der in die Zeit zwischen dem Doctor Who Film und dem Reboot der Serie 2005 einzuordnen ist, also quasi als Vorgänger von Ecclestones neuntem Doktor zu verstehen ist. David Tennant gibt ein weiteres Mal den zehnten Doktor, der gemeinhin als beliebteste Inkarnation gilt, und diese Meinung teile ich ebenso. Dieser befindet sich gerade in England im 16. Jahrhundert und bandelt mit Königin Elizabeth I an, als er feststellen muss, dass sich die "Zygons" (Aliens, die ihre Gestalt ändern können) das Aussehen der Königin angeeignet haben und so für Verwirrung stiften.
In der Gegenwart erhält der elfte Doktor (Matt Smith) einen Notruf von UNIT, da ein Gemälde der Time Lords aufgetaucht ist und Silhouetten, die vorher auf dem Gemälde zu sehen waren, plötzlich verschwunden sind. Die drei Doktoren werden zusammengeführt und die Macher versuchten gar nicht erst, die Handlung als großen Aufhänger zu präsentieren. Den Mittelpunkt stellt ganz klar die Interaktion zwischen den drei Doktoren dar. Der War Doctor, ein älterer, ruppiger Mann, kann es kaum glauben, dass seine nachfolgenden Inkarnationen teilweise so kindisch sind und auch die Nachwirkungen des Time Wars verdrängt haben, während für ihn die schmerzhaften Erinnerungen noch so frisch sind, da er kurz davor beschlossen hatte, Millionen Time Lords zu opfern, um den Frieden zu sichern.
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Matt Smith spielt den elften Doktor so wie immer, vielleicht sogar ein bisschen zurückhaltender. Von ihm kann man halten, was man will, aber ich liebe seine Art, den Doktor darzustellen. Immer ein bisschen verrückt und schrullig, aber doch liebenswert. Seine Gefährtin Clara Oswald war ebenso hübsch wie unnötig, aber gut. David Tennant durfte auch wieder in seinen Nadelstreifenanzug schlüpfen, aber da hören die Ähnlichkeiten auch schon auf. Ich kann mir nicht helfen, aber mir kommt sein Doktor so verändert vor, dass meine Freude schnell gedämpft war. Der zehnte Doktor war nie so ein Womanizer, wie er in diesem Special dargestellt wird, und war nie auf dümmliche Teenagerwitze angewiesen. Billie Piper ist auch mit von der Partie, wenn auch nicht als Rose Tyler, sondern als "Bad Wolf" und nur der War Doctor kann sie sehen. Ihr Auftritt war jedoch mehr Fanservice als wirklich essenziell für die Handlung, aber wenigstens nervte sie nicht.
Schon während der Episode machte sich Enttäuschung in mir breit. War das Steven Moffats Vorstellung einer Jubiläumsepisode, die fünfzig Jahre einer der kultigsten Serien, die Europa hervorgebracht hat, huldigt? Für mich nicht. "The Day of the Doctor" war zum Bersten voll mit Fanservice vollgestopft und erzählte nicht einmal eine zusammenhängende und in sich schlüssige Handlung. Der Plot mit den Zygons und Elizabeth I wirkte auf mich so unbeholfen und Tennant dabei so steif, dass es mir für ihn leid tat. Und warum musste Moffat jetzt einen weiteren Doktor erfinden, der die Reihenfolge durcheinander bringt? Ich bleibe dabei, ich bin froh, dass ich am 23. November mein Kinoticket (das übrigens 16 € kostete) notgedrungen verkauft hatte. Hätte ich ihn im Kino gesehen und dafür Geld bezahlt, hätte ich das Special wohl noch mehr gehasst.
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Die negativen Aspekte überwiegen leider, doch es gab natürlich auch Lichtblicke: Die Gespräche zwischen den Doktoren und ihre verschiedenen Ansichten an den Time War waren interessant und manchmal ziemlich witzig und auch die Effekte konnten sich sehen lassen (immerhin ließ die BBC ziemlich was springen, um das Spektakel ordentlich zu verpacken). Aber ich bleibe dabei: Der Trailer war besser. 

Zelig [1983]

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Mit "Zelig" drehte Woody Allen eine Mockumentary, die gepaart mit aufwendigen Aufnahmen, in denen Allen in alte Videos hineingeschnitten wurde, und einer ungewöhnlichen Handlung einer seiner besten Filme darstellt. Die Hauptperson, Leonard Zelig, ist nämlich ein ungewöhnlicher Zeitgenosse, der schon bald die Aufmerksamkeit einiger Psychologen und schließlich von ganz Amerika erweckt. Er hat sich nämlich die Fähigkeit angeeignet, sich wie ein Chamäleon den Menschen in seiner Umgebung anzupassen. Will heißen, neben einem fettleibigen Menschen wird er plötzlich auch dick, neben Afroamerikanern bekommt er eine dunkle Haut und neben einem Chinesen besitzt er plötzlich Schlitzaugen. Aber auch seine Art zu kommunizieren verändert sich. In Gesellschaft von Ärzten oder Psychologen beginnt er zu fachsimpeln, als wenn er mit der Materie vertraut wäre.

Diese ungewöhnliche Gabe führt dazu, dass er durch die Medien zu einer Berühmtheit wird. Über ihn gibt es Dokumentationen, Filme, Songs. Während die Figur Leonard Zelig so mehr zu mehr zu einer Kunstfigur wird, bemüht sich die Psychologin Dr. Eudora Fletcher als einzige Person darum, Zelig von seinem ungewöhnlichen Schutzmechanismus zu heilen. Sie betreut sich und verliebt sich auch in ihn, doch als sich plötzlich Frauen melden, die Leonard während einer seiner Chamäleon-Phasen geheiratet haben soll, muss er für den Schaden aufkommen, auch wenn er sich nicht daran erinnern kann, jemanden geheiratet zu haben. Das Phänomen Leonard Zelig verblasst mit den Jahren und in den 80ern erinnert sich nur diese "Dokumentation" an diesen außergewöhnlichen Menschen.
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Der größte Schlüssel zum Erfolg für "Zelig" war neben der interessanten Idee vor allem die exzellente Ausführung. Bekannte Gelehrte wie etwa Susan Sontag oder Bruno Bettelheim reden in Interviews über diesen faszinierenden Menschen, als hätte es ihn wirklich gegeben. Mae Questel gibt das Lied "Chameleon Days" zum Besten, das eine Hommage an Zelig darstellt und für mich so überzeugend wie ein Lied aus den 20ern klang, als wäre es wirklich in jener Periode entstanden. Aber der letzte Schritt zum erschreckenden Realismus der Mockumentary war für mich der, als Zelig plötzlich in alten Videos neben Charles Chaplin oder Josephine Baker auftaucht. Was mich schon in "Forrest Gump" begeistern konnte, war in Wirklichkeit schon ein alter Hut und bereits in "Zelig" angewandt worden. Der unumstrittene Höhepunkt des Filmes ist wohl, als Leonard Zelig nach Berlin geht, sich den dort aufstrebenden Nazis anschließt und am Ende Hitlers Rede stört. Wirklich verblüffend, wenn ich den Film nicht kennen würde, hätte ich vermutet, dass das Video echt ist!
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Fazit: Mit "Zelig" präsentiert Woody Allen die gleichzeitig faszinierende, aber auch tragische Geschichte des Leonard Zelig, dem wandelnden Chamäleon, der von den Menschenmassen so geliebt und gehasst wurde.

Mittwoch, 27. November 2013

Love Exposure [2008]


Lange Zeit habe ich diesen Kommentar aufgeschoben. Dies lag zum Teil daran, dass ich einfach keine Zeit hatte, aber es lag auch an der Tatsache, dass "Love Exposure" ein so gigantischer und unglaublicher Film ist, den ich anfangs überhaupt nicht einzuschätzen wusste. Ein fast vierstündiger Dauerrausch, der mich anfangs verwirrte, im weiteren Lauf faszinierte und am Ende doch völlig mitgenommen vor dem Bildschirm sitzen ließ. Aber ich versuche mal, die verworrene Handlung zu erklären.

Yu verliert schon im Kindesalter seine Mutter an Krebs. Schon als Kind gibt er seiner Mutter das Versprechen, seine "Maria" zu finden und sieht nun die Mutter Maria als optimales Vorbild für seine große Liebe an. Yus Vater wird daraufhin ein katholischer Priester und beide leben harmonisch zusammen. Doch als ein paar Jahre später sein Vater von einer Frau erneut verlassen wird, dreht Yus Vater durch und zwingt seinen Sohn täglich dazu, die Beichte abzulegen. Als er Yus erfundene Sünden durchschaut, beginnt Yu damit, echte Sünden zu begehen, um sie seinem Vater beichten zu können. So wird er ein Perverser, der es mit diversen Methoden schafft, Mädchen unter den Rock zu fotografieren, scheinbar ein eigenständiges Handwerk in Japan. 
Als er eine Wette verliert und einen ganzen Tag in Frauenkleidern herumlaufen muss, trifft er auf seine große Liebe namens Yoko, die sich ihrerseits in ihn verliebt - allerdings nur in die Verkleidung, die sich ihr als Sasori vorstellt. Durch einen verrückten Zufall heiraten Yus Vater und Yokos Stiefmutter, sodass sie nun Geschwister sind und Yoko noch weiter außerhalb von Yus Reichweite gerät. Und als sich die mysteriöse Aya, die Führerin einer Sekte namens "Zero Church", einschaltet und Yus Familie entführt und einer Gehirnwäsche unterzieht, setzt Yu alles daran, Yoko zu retten. 

Klingt doch krank, oder? Aber das Verrückte daran ist, dass es funktioniert. Der Stil, die Bilder, die Musik, einfach alles daran faszinierte mich so sehr, dass die vier Stunden beinahe wie im Flug vergingen. Die verrückten Figuren, Ideen und Handlungen wirkten für mich als Neuling so faszinerend und erfrischend, aber auch teilweise abstoßend, dass ich schlagartig sowohl alle Positivstimmen als auch die negativen nachvollziehen konnte. Ein wunderbarer Mix aus der Geschichte eines jungen Mannes, der einfach nur seine Maria finden und vor den Klauen der ominösen Zero Church retten möchte. Die vier Stunden Laufzeit hören sich zwar im ersten Moment ziemlich abschreckend an, aber tatsächlich vergeht die Zeit wie im Flug, ohne dass man nennenswerte Längen verspürt. Nur die letzte Stunde, die sich ausschließlich mit der Zero Church beschäftigt, konnte mich nicht mehr so begeistern wie die Zeit davor.

Fazit: Ein abgefahrener Spaß, der von Unterhöschen bis zu Pornofilmen, Sekten und der großen Liebe alles beinhaltet, was ein unterhaltsamer Film bieten muss.

Donnerstag, 14. November 2013

The Purple Rose of Cairo [1985]


Cecilia lebt zur Zeit der Großen Depression in New Jersey und ist unglücklich mit ihrem Mann Monk verheiratet. Um dem tristen Alltag zu entfliehen, stürzt sie sich in die Traumwelten der Hollywoodfilme, die im Kino gezeigt werden. Der aktuelle Film "The Purple Rose of Cairo" hat es ihr besonders angetan, besonders die Nebenfigur namens Tom Baxter, der mit seinem guten Aussehen und schönen Worten der perfekte Mann zu sein scheint. Doch Cecilia staunt nicht schlecht, als plötzlich Tom Baxter höchstpersönlich die Leinwand verlässt und ihr seine Liebe gesteht. Bevor die Kinobetreiber die flüchtige Filmfigur aufhalten können, verlassen die beiden das Kino.

Cecilia lernt so im Laufe des Abends, dass Tom zwar ein guter Küsser ist und mit Worten gut umgehen kann, dafür aber im Bezug zur realen Welt so gut wie nichts weiß. Diese Szenen gehören zu den witzigsten des ansonsten eher dramatischen Films; etwa wenn Tom versucht, mit Filmgeld zu bezahlen oder bei einem Kuss aus dem Häuschen ist, weil die erwartete Abblende ausbleibt. Zur selben Zeit begegnet Cecilia aber auch dem Schauspieler Gil Sheperd, der Tom Baxter im Film darstellte. Auch dieser verliebt sich in die junge Frau, und so muss sie sich am Ende zwischen dem perfekten, aber fiktiven Tom und dem realen Gil entscheiden, der zwar nicht so gut Süßholz raspeln kann, aber wesentlich mehr Charakter hat.

Für mich persönlich ist "The Purple Rose of Cairo" bislang der beste Film von Woody Allen, was vor allem daran liegt, dass man nur sehr wenig von Allens Handschrift erkennen kann. Es gibt nur wenige witzige Stellen, keinen Woody Allen, keine typischen Blödeleien. Viel mehr ist "The Purple Rose of Cairo" eine Liebesgeschichte über eine unglückliche junge Frau, die auch viele dramatische Elemente aufweist und bis zum Schluss konsequent in seiner Hoffnungslosigkeit und Realität ist: Gil gesteht Cecilia seine Liebe und bewirkt dadurch, dass Tom wieder in den Film zurückkehrt. Die beiden Liebenden beschließen, nach Hollywood zu gehen und Cecilia geht nach Hause, um zum wiederholten Male ihre Koffer zu packen. Doch als sie beim Kino ankommt, muss sie erfahren, dass der ganze Stab zurück nach Hollywood gegangen ist, einschließlich Gil Sheperd. Er hatte Cecilia belogen, um seinen Quasi-Doppelgänger Tom wieder zurück in den Film zu bekommen. Ein so trauriges und konsequentes Ende hatte ich nicht erwartet und ließ mich ein bisschen frustriert zurück, doch dadurch ist "The Purple Rose of Cairo" so gut geworden.

Mittwoch, 13. November 2013

Ginger & Rosa [2013]


Ginger und Rosa sind zwei Teenager in den Wirren der 60er Jahre, die schon von Kindesbeinen an beste Freundinnen sind. Gemeinsam gehen sie durch dick und dünn und erkunden alles Neue und Interessante an der Pubertät. Doch die fröhliche Zeit wird durch diverse Ereignisse des Kalten Krieges und der Sexuellen Revolution überschattet, die beide nun auch in Großbritannien für Furore sorgen. Während Rosa die Bedrohung durch die Atombombe gelassen und desinteressiert hinnimmt, ist Ginger fest davon entschlossen, sich dagegen aufzulehnen, indem sie Demonstationen beiwohnt und Gedichte darüber schreibt. 

Doch ihre Freundschaft wird erst richtig auf die Probe gestellt, als sich Gingers Eltern trennen und Rosa sich in Gingers Vater verliebt. Sie steigert sich daraufhin so sehr in ihre Angst vor einem atomaren Supergau hinein, dass sie am Schluss sogar das Leben ihrer Mutter gefährdet. Klingt eigentlich ganz interessant soweit, aber dieser Eindruck verflüchtigte sich sehr schnell. "Ginger & Rosa" ist ein sehr ruhiger und langsamer Film, der zwar diese Ruhe braucht, um seine unangefochtene Hauptperson Ginger vorzustellen. Doch irgendwann fällt dem Film die gewollt-indiehafte Inszenierung auf den Kopf, zumindest war das mein Eindruck. Die weitere Handlung tritt auf der Stelle und dreht sich meistens um die Beziehung zwischen Rosa und Gingers Vater und ihre eigene Eifersucht, die für mich einfach nur unglaubwürdig und künstlich aufgebauscht wirkte. 

Warum bitte den Film in den 60ern spielen lassen und den Kalten Krieg einbauen, wenn man dann nicht viel aus diesen Themen macht und ihn zu einem fast schon gewöhnlichen Liebesdrama verkommen lässt? Finde ich sehr schade, denn der Film hätte viel Potenzial gehabt. Besonders das überzeugende Szenenbild und die Schauspieler konnten mich überzeugen, allen voran natürlich Dakota Fannings talentierte Schwester Elle, die mir schon in "Super 8" positiv aufgefallen war. Elle war zwar erst 14 Jahre alt, als sie die pubertäre Ginger spielte, aber sie tut dies mit so viel Ausstrahlung, dass ich den Film eigentlich nur wegen ihr zu Ende gesehen haben.

Freitag, 25. Oktober 2013

Prisoners [2013]


"Prisoners" wird aktuell als einer der besten Filme des Jahres, ja, wenn nicht sogar als der beste Film des Jahres 2013 gehandelt und in Puncto Spannung mit Finchers "Sieben" verglichen. Auch ich hab mir "Prisoners" zu Gemüte geführt und ging danach mit einem merkwürdigen Gefühl aus dem Kino. Bis ich im Internet die durchwachsenen Kritiken gelesen hatte, wusste ich nicht genau, was mich am Film gestört hatte, aber jetzt weiß ich es.


"Prisoners" besitzt einen extrem guten Einstieg, der recht schnell und ohne Vorgeplänkel in das Geschehen einführt. Die beiden Töchter der Familien Dover und Birch verschwinden an Thanksgiving spurlos. Während der engagierte Polizist Detective Loki versucht, das Verbrechen aufzudecken und die Mädchen zu finden, wählt einer der Väter, Keller Dover, seinen eigenen Weg und kidnappt kurzerhand den einfältigen Sonderling Alex Jones, der zuletzt in der Nähe der Mädchen gesehen wurde, aber vom Polizei mangels Beweise wieder auf freien Fuß gesetzt wurde. Er hält Jones in einem unbewohnten Haus gefangen und plant, ihn so lange zu foltern, bis er den Aufenthaltsort seiner Tochter preisgibt...
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So eine Kidnapper-Story stellt man sich ja sehr spannend vor. Detective Lokis Polizeiarbeit auf der einen Seite, der verzweifelte Familienvater Keller auf der anderen Seite, der mit seiner Selbstjustiz die Grenze zum Verbrecher zu überschreiten droht. Wie weit darf man gehen, wenn es um das Wohl der eigenen Tochter geht? Darf Folter erlaubt sein? Diese Ansätze sind zwar interessant, werden aber leider im Film gar nicht behandelt. Nach dem starken Anfang beginnt die Handlung etwas abzuflachen. Klar, Keller und Loki treten in Aktion, aber von Spannung kann nie die Rede sein. Nur am Ende, nachdem der Film die ganze Zeit über den Zuschauer verarscht hatte und einen Täter völlig aus dem Nichts herbeizauberte, kommt ein bisschen Spannung auf und das offene Ende ist ebenso grandios, aber leider habe ich mir nach all den Lobpreisungen einfach mehr vorgestellt.
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Handwerklich ist "Prisoners" ein sehr guter Film geworden. Die Atmosphäre ist trostlos-düster, die Bilder sehr schön geworden, der Score fällt angenehm auf und die Schauspieler sind sowieso toll, das wusste man schon vorher. Jake Gyllenhaal, Hugh Jackman, Paul Dano und Melissa Leo, die wichtigsten Figuren wurden alle mit hochkarätigen Schauspielern besetzt. Während Leo etwas blass bleibt und von Dano nicht viel zu sehen ist, fand ich die Hauptpersonen Gyllenhaal und Jackman am besten, wobei Jackman teilweise zu sehr overacted. Genauso übertrieben fand ich die sinnlos zur Schau gestellten Folterszenen zwischen Keller und seinem Opfer Alex Jones. Mit menschenunwürdigen Methoden versucht er, die Wahrheit aus dem vermeintlichen Täter herauszupressen. Und wenn man am Ende erfährt, dass Jones nie der Schuldige war, findet man diese Folterszenen umso grausamer und sinnloser. Unterm Schnitt ein tolles Drama geworden, doch so grandios, wie ihn alle finden, ist er nicht - und mit über 150 Minuten Laufzeit zudem für eine so einfache Handlung viel zu lange geraten.

Mittwoch, 23. Oktober 2013

Benny & Joon [1993]


Mal davon abgesehen, dass der Film mit "Benny & Joon" einen der dümmsten und einfachsten Filmtitel überhaupt besitzt, ist daraus eine wirklich sehenswerte Tragikomödie geworden. Benny und Joon sind ein Geschwisterpaar, das im Kindesalter ihre Eltern bei einem Verkehrsunfall verloren hatte und seitdem wie ein Team zusammenhält. Aber besonders Benny hat unter der Situation zu leiden, insofern dass er sein ganzes Leben auf seine psychisch kranke Schwester Joon ausrichtet und dabei kein eigenes Leben führen kann. 

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Alles ändert sich, als Joon eines Tages beim Poker den Cousin eines Bekannten "gewinnt". Dabei handelt es sich um Sam, einen Sonderling, der wenig spricht, altmodische Klamotten trägt und gerne Kunststückchen aufführt, die an die Filme von Charlie Chaplin und Buster Keaton erinnern. Während Benny nicht die Absicht hat, Sam wirklich bei sich aufzunehmen, ist Joon vom ersten Moment an von Sam fasziniert und da wundert es natürlich niemanden, dass sich die beiden allmählich näher kommen und schließlich lieben lernen. 
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Ein Wohlfühlfilm mit traurigen Untertönen, die sich aber sehr gut eingliedern und Teil des Weges sind, den die Charaktere zurücklegen zu müssen. Besonders Johnny Depp als Sonderling Sam fällt positiv auf. Noch hatte er es noch nicht nötig, sich bis zur Unkenntlichkeit zu schminken und affig herumzuhüpfen, sondern demonstriert mit seinem Können eine Verbeugung vor Chaplin und Keaton. Aber auch das Geschwisterpaar, gespielt von Mary Stuart Masterson und Aidan Quinn können auf ganzer Länge überzeugen, nebst einer bezaubernden Julianne Moore als Bennys Love Interest. Außerdem zeigte der Film mit seinem ungewöhnlichen Liebespaar (einfältiger, aber liebenswürdiger Mann und psychisch kranke Frau), dass auch weniger intelligente Menschen in demselben Maße Liebe empfinden können, wie die intelligenten.

Basil, der große Mäusedetektiv [1986]


"Basil, der große Mäusedetektiv" ist einer meiner Disney All-Time-Favourites und ich finde es ehrlich gesagt schade, dass dieser Film immer einen Nischenstatus inne hat, obwohl er doch so grandios ist. Angefangen von der Anfangsszene, in dem Olivia Hampelmanns Vater von Greifer entführt wird (die ich als Kind natürlich besonders bedrohlich fand) bis zu Basils erstem Auftreten, der Ausflug in die Bar oder in das Spielzeuggeschäft; der Film macht tatsächlich so Spaß, dass ich nicht verstehen kann, wie "Basil" immer schändlich übergangen wird, wenn man die besten Disney-Filme aufzählen möchte. 
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"Basil" ist, wie es das Cover schon vermuten lässt, ein Disneyfilm, der im Sherlock-Universum angesiedelt ist. Basil ist der große Meisterdetektiv, Doktor Wasdenn sein schusseliger Begleiter und Kriegsveteran, Olivia Hampelmann das traurige Mädchen in Not, das seine Hilfe benötigt. Basil interessiert sich nur wenig für die Sorgen des Mädchens, doch als er erfährt, dass ihr Vater von einer Fledermaus entführt wurde, erkennt er in ihm den Helfer seines großen Erzfeindes Rattenzahn. Dieser führt natürlich Böses im Schilde: Anlässlich zum Jubiläum der Mäusekönigin (das Äquivalent zur britischen Königin) entführt er den Spielzeugmacher Hampelmann und lässt ein Gegenstück der Königin bauen, um die Herrschaft über das (Mäuse)-Großbritannien an sich zu reißen. Basil setzt natürlich alles daran, Olivias Vater zu retten und Rattenzahns Pläne zu durchkreuzen.
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Ein weiterer Grund, warum "Basil" ein so unpopulärer Film ist, könnten die vielen erwachsenen Elemente sein. "Basil" ist düster, beginnt mit einer (für Kinder) dramatischen Entführung, Basil und Doktor Wasdenn besuchen eine Bar, in der sich eine Mäusefrau entkleidet und fast schon zu strippen beginnt und beinhaltet zudem zum Schluss eine vermeintliche Sterbeszene, in der Basil gemeinsam mit Rattenzahn in die Tiefe fällt. Nichtsdestotrotz ein äußerst sehenswerter Disneyfilm, der mir selbst als Erwachsener noch gefiel.

Asterix erobert Rom [1976]


Wer kennt sie nicht, die Asterix-Filme? Nicht jeder mag sie, aber dafür kennt sie jeder: Die zwei unermüdlichen und sympathischen Gallier Asterix und Obelix, deren Dorf dank dem ominösen Zaubertrank seit Jahren den Römern unter der Herrschaft Julius Cäsars standzuhalten vermag. "Asterix erobert Rom" ist der dritte Asterix-Film und ist gleichzeitig der einzige Film, der sich nicht an die Comicvorlage hält bzw. eine völlig eigenständige Handlung besitzt, die sogar mit dem endültigen Sieg der Gallier über die Römer endet, während im nächsten Film wieder der Status Quo hergestellt wird.
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Nachdem die Römer wieder eine besonders verheerende Niederlage gegen das widerspenstige gallische Dorf erlitten hatten, kommen Julius Cäsar und seine Berater zu dem Schluss, dass es sich bei den Galliern um Halbgötter handeln muss. Cäsar stellt eine Liste von zwölf Aufgaben zusammen, die sie zu erfüllen haben, um ähnlich wie Herakles als Gott für würdig befunden zu werden. Natürlich melden sich Asterix und Obelix freiwillig, um sich den abwechslungsreichen und witzigen Aufgaben zu stellen. Gemeinsam mit Gaius Pupus, der den rechtmäßigen Ablauf der Aufgaben und deren Erfüllung gewährleisten muss, schaffen es die zwei Gallier, alle Aufgaben zu erledigen. 
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Die zwölf Aufgaben gestalten sich als angenehm abwechslungsreich und kurzweilig, wobei sich Asterix und Obelix abwechseln und auch als Team agieren dürfen. Besonders positiv in Erinnerung geblieben sind mir Obelix' Fressorgie, bei der er die Vorratskammer des Küchenchefs leert und sich danach aufregt, nach der Vorspeise sitzen gelassen worden zu sein; ihr Besuch beim Hypnotiseur, der von Asterix so verwirrt wird, dass er sich selbst hypnotisiert oder etwa der legendäre Besuch im Haus, das Verrückte macht. Obwohl ich mich bei einigen Aufgaben langweilte, einfach weil ich den Film seit meiner Kindheit schon so oft gesehen habe (besonders die große Zirkusattraktion am Ende ist mir ein Gräuel), aber nichtsdestotrotz ist "Asterix erobert Rom" neben "Asterix und Kleopatra" mein Liebling unter den Asterix-Filmen.

Sonntag, 20. Oktober 2013

Der Eissturm [1997]

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"Der Eissturm" spielt zu Beginn der 70er Jahre, als die Sexuelle Revolution auch endlich in den Häusern der Vorstadt angekommen sind. Kinder werden frühreifer und interessieren sich bereits im jungen Alter für Sex, frustrierte Ehepaare suchen sich den Sex in fremden Betten. Ang Lee beschäftigt sich eingehend mit zwei befreundeten Familien: die Hoods und die Carvers. Während Ben Hood (Kevin Kline) mit Janey Carver (Sigourney Weaver) eine Affäre am Laufen hat, interessieren sich die beiden Carver-Kinder für die frühreife Tochter der Hoods, die herausragend von Christina Ricci gespielt wurde. 
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Man kann es so sagen: Sex und der damit einhergehende Verfall der guten, alten Werte, die in der ehemals prüden Gesellschaft vorherrschten, sind die wichtigsten Themen im Film. Daher darf man auch beinahe zwei Stunden lang dabei zusehen, wie Mr. Hood und Mrs. Carver sich zunehmend anzicken, Mrs. Hood langsam Verdacht schöpft, der Sohn der Hoods in New York versucht, seinen Schwarm ins Bett zu kriegen und die beiden Jungs der Carver immer hinter Christina Ricci her sind. Dass einer der beiden Jungs von einem sehr jungen Elijah Wood, und der Sohn der Hoods von einem pubertierenden Tobey Maguire gespielt werden, macht leider überhaupt keinen Unterschied.
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Andere sehen diesen Film als meisterliche Gesellschaftsstudie und loben Ang Lees Feingefühl in Bezug auf die verschiedenen Charaktere und deren Wünsche. Ich jedoch, ich gebe es ganz ehrlich zu, hab mich meistens einfach nur gelangweilt und blieb nur am Ball, weil ich keinen Film in der Mitte abbrechen möchte. Die Thematik an sich hat mich einfach nicht interessiert, auch wenn ich Christina Ricci und Kevin Kline als etwas überforderter Familienvater grundsätzlich gelungen fand.

Samstag, 19. Oktober 2013

Brügge sehen... und sterben? [2008]


Brügge. Eine Stadt im Nordwesten von Belgien, eine Stadt, die mit ihrem mittelalterlichen Stadtkern wie in der Zeit stehen geblieben wirkt. Zwar wurde der Stadtkern vor einigen Jahren von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt, aber das interessiert Ray wenig. Ray und Ken werden nach einem schief gelaufenen Mordanschlag von ihrem Boss Harry nach Brügge beordert, wo sie auf eine Nachricht von ihm warten müssen.
Ken versucht die Wartezeit mit Sightseeing durch die mittelalterliche Stadt zu überbrücken und scheint dabei Spaß zu haben, während ihm Ray mit missmutiger Miene und Laune folgt und ums Verrecken nicht verstehen kann, wie jemand freiwillig nach Brügge fahren kann, dem letzten Ort, der ihm zu besuchen eingefallen wäre. 
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Die erste halbe Stunde ist nur die Einführung, in der man sich mit den beiden Hauptfiguren bekannt machen kann. Ken (Brandon Gleeson) ist der ältere von beiden und auch der reifere, während der gebürtige Ire Ray (Colin Farrell) seine Wartezeit lieber in diversen Bars absolviert. Hier lernt er auch die schöne Chloe kennen, mit der er sich über einen bestimmten kleinwüchsigen Menschen lustig macht, der des öfteren ihren Weg kreuzt.
Als Harry  (Ralph Fiennes) schließlich anruft, bringt er schlechte Neuigkeiten: Weil Ray in der Mission davor neben einem Pater auch versehentlich ein unschuldiges Kind erschoss, erhält Ken den Auftrag, seinen Partner zu töten... 
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Der Film hat zwar einen sehr ruhigen Einstieg, in dem er seine beiden Hauptcharaktere vorstellt, doch gerade die Kommentare, die Ray in diesen ersten dreißig Minuten abgibt, sind die lustigsten des ganzen Filmes. Es ist aber ein sehr schwarzer Humor, wie ich wohl nicht mehr anmerken muss. Danach bekommt die Story einen kleinen dramatischen Unterton, als Ray mehr und mehr an das von ihm getötete Kind denken muss und sich nur einen Weg vorstellen kann, den Selbstmord, wovor ihn Ken, der ihn im selben Moment lustigerweise erschießen wollte, abhalten kann. Danach wird es nochmal rasant, als Harry höchstpersönlich nach Brügge kommt, um mit beiden für ihren Verrat abzurechnen. Das macht dann zwar Spaß und der Film gewinnt endlich an Fahrt, aber so richtig hundertprozentig überzeugen konnte es mich auch nicht. Alles wirkt ein bisschen zu independent, die ruhigen Bilder, das kühle Spiel der Darsteller. Fiennes' Overacting vermag diesen Eindruck nur ein bisschen herauszureißen. 
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Meiner Meinung nach plätschert der Film einfach viel zu lange vor sich hin und sogar die Actionszenen sind ruhig gehalten, weshalb ich mich ziemlich gelangweilt fühlte. Schade, denn "Brügge sehen... und sterben?" ist ganz klar eine kleine Perle, so unbekannt wie der ist. Und eines möchte ich noch anmerken: Fiennes und Gleeson spielen gewohnt gut, aber Colin Farrells zum Bersten mit sarkastischen und schwarzhumorigen Zitaten vollgespickter Charakter konnte mich am meisten überzeugen.

Samstag, 12. Oktober 2013

Prechtl stellt ihre momentanen Lieblingsfilme vor

Die Überschrift ist ziemlich selbsterklärend, oder? Vor kurzem habe ich die Top 50 der besten Filme aller Zeiten meiner geschätzten Kollegen von "CinemaForever" gelesen, die bis jetzt zwei der fünf Autoren des Blogs veröffentlicht hatten. Da ich mir jedoch nicht anmaße, bei gerade mal knapp 700 gesehenen Filmen eine Liste der Top 50 der besten Filme aller Zeiten erstellen zu können, möchte ich stellvertretend eine Top 10 meiner momentanen Lieblingsfilme vorstellen, die gleichermaßen All-Time-Favourites und exzellente Neuentdeckungen (zumindest für mich) aufweist. Doch nun genug davon, hier kommen meine derzeitige Top 10 meiner Lieblingsfilme.

Platz 10: "Geständnisse" (JP 2010) von Tetsuya Nakashima


Das ist typisch für mich: Ich kaufe mir einen Film, weil er bei Moviepilot mit Lob und hohen Bewertungen überhäuft werde, und hab dann bei der Sichtung meistens keine Ahnung, worum es in dem Film geht. Im Fall von "Geständnisse" ist dies ein Vorteil, da der Film einige Überraschungen für den Zuschauer parat hat. Alles beginnt mit einer Lehrerin, die vom Mord an ihre kleine Tochter erzählt und zwei Schüler in ihrer Klasse der Tat beschuldigt. Doch das ist nicht alles: Sie hat HIV-positives Blut in die Milch der beiden Täter gemischt, doch stellt dies nur den Anfang eines perfiden Rachefeldzuges dar... Kaum ein anderer Film konnte mich so schocken und vor Augen führen, wie gemein Kinder doch sein können.

Platz 9: "Warrior" (US 2011) von Gavin O'Connor


"Warrior" ist viel mehr als nur ein gewöhnlicher Boxerfilm, in denen sich zwei Kontrahenten den Schädel einschlagen. Vielmehr wie ein Drama ausgelegt, behandelt er das zerbrochene Verhältnis von zwei Brüdern, die sich nach Jahren miteinander und ihrem ehemals alkoholkranken Vater auseinandersetzen müssen. Natürlich ist "Warrior" immer noch ein Boxfilm, in dem viel trainiert und gekämpft wird, doch diese Szenen sind sehr gut choreographiert, sodass es mir als Sportmuffel praktisch nie langweilig wurde. Während mir bei "Rocky" und "Wie ein wilder Stier" ein bisschen die Bindung zu den Personen fehlte, fühlte ich mich bei den unterschiedlichen Brüdern Brandon und Tom sofort wie zuhause. Das Ende ist zwar etwas too much, aber das kann man leicht verschmerzen, weil der Rest einfach unfassbar mitreißend ist.

Platz 8: "Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford" (US 2007) von Andrew Dominik


Selten habe ich einen Film gesehen, der so ruhig und fast schon passiv dahinplätschert, aber gleichzeitig eine Sogwirkung erzeugt, der man sich nicht entziehen kann. Der Film mit dem abartig langen Titel handelt, wie nicht anders zu erwarten, von dem berühmten Banditen Jesse James (Brad Pitt), der gemeinsam mit seiner Bande diverse Überfälle durchgeführt hatte. Sein späterer Widersacher Robert Ford (hervorragend besetzt mit Casey Affleck) ist ein großer Fan von der damals schon romantisierten Heldenfigur Jesse James, der von den Reichen nahm und es den Armen gab. Als er den richtigen Jesse James, ein paranoides Wrack, kennenlernt, ist er enttäuscht und beschließt, Jesse James zu töten und dadurch zu Ruhm und Ehre zu gelangen.

Platz 7: "Barry Lyndon" (GB 1975) von Stanley Kubrick

 
Nachdem Kubrick ein gefeiertes Meisterwerk nach dem anderen ablieferte und mit massenhaft Preise überschüttet wurde, nahm dies mit "Barry Lyndon" plötzlich ein Ende. Dies liegt wohl daran, dass Kubrick mit diesem Märchen ein extrem ambitionierter Film gelungen ist, der wohl nicht für jedermanns Geschmack ist. Während sich andere an dem ruhigen Setting langweilen, hätte ich nicht begeisterter sein können. In wunderschön fotografierten Bildern, die man ohne weiteres in ein Museum hängen könnte, erzählt Kubrick die Geschichte des mittellosen Redmond Barry, der nach vielen Kriegen und Erlebnissen endlich mit der Heirat einer reichen Adeligen sein Ziel erreicht zu haben scheint - nur umso tiefer zu fallen. Müsste ich meinen Lieblings-Kubrick wählen, wäre es dieser hier, denn Kubrick hat hiermit sein persönliches, unterschätztes Meisterwerk geschaffen.

Platz 6: "Prinzessin Mononoke" (JP 1997) von Hayao Miyazaki


Hayao Miyazaki, das Regie-Wunder hinter Ghibli, hat zahlreiche Meisterwerke geschaffen, die sich zu Recht einer großen Fangemeinschaft erfreuen. Müsste ich meinen persönlichen Lieblingsfilm wählen, wäre es zu 100% "Prinzessin Mononoke", denn meiner Meinung nach war Ghibli davor und danach nie besser. Schon seitdem ich ein Kind war und den Film zum ersten Mal gesehen habe, habe ich ihn fest in mein Herz geschlossen. Alles an dem Film ist perfekt: Die magische Handlung, die bezaubernde Musik, der unvergleichliche Zeichenstil. Ein modernes Märchen mit einer Botschaft, die wohl nie ihre Aktualität verlieren wird. Obwohl er mit der Zeit selbst für mich etwas ermüdend wird (Stichwort: Waldgott will seinen Kopf zurück), ist in meinen Augen immer noch ein unangefochtenes Meisterwerk.

Platz 5: "Brokeback Mountain" (US 2005) von Ang Lee


Der oscarprämierte Film erzählt die Geschichte von Ennis del Mar und Jack Twist, zwei eigentlich heterosexuelle Männer, die sich während eines Sommers als Schafhüter auf dem Brokeback Mountain ineinander verlieben. Da die Bevölkerung in den USA während der 60er grundsätzlich homophob eingestellt war, trauen sie sich nicht, eine richtige Beziehung miteinander einzugehen. Sie heiraten und bekommen Kinder, können jedoch einander nicht vergessen und fahren einmal im Jahr zurück zum Brokeback Mountain, wo ihre Liebe begonnen hat. Rund 20-30 Jahre aus dem Leben der beiden wird erzählt und Ang Lee lässt nichts aus. Die glückliche Zeit, die miteinander haben, die Repressalien, die sie von homophoben Mitmenschen fürchten, die Streitereien mit Ehefrauen und Kinder, die sie nie so sehr geliebt hatten wie sich einander. Ein äußerst wichtiger Film, der zum Glück die positive Kritik erhielt, die ihm zusteht.

Platz 4: "Der mit dem Wolf tanzt" (US 1990) von Kevin Costner


Kevin Costners Mammutprojekt dauert knappe vier Stunden, ist jedoch so überraschend kurzweilig, dass die Zeit wie im Flug vergeht. John J. Dunbars Wandlung vom Nordstaaten-Offizier, der das Abenteuer und die Romantik des Wilden Westens sucht, zum geschätzten Stammesmitglied der Lakota namens Der mit dem Wolf tanzt ist faszinierend und man ist immer gespannt, was der Zuschauer und Dunbar als nächstes entdecken oder erfahren dürfen. Kevin Costner spielt die Hauptfigur, führte Regie und war der Produzent und wurde für seinen riesigen Aufwand mit sieben Oscars belohnt. Besonders gefallen hat mir die Authentizität der Indianer, die allesamt in ihrer Stammessprache sprechen und untertitelt wurden. Dazu ein toller Soundtrack und atemberaubende Bilder. Für mich ist kein Western schöner.

Platz 3: "500 Days of Summer" (US 2009) von Marc Webb


Ja, ich weiß, ein Liebesfilm. Hey, ich kann Liebesfilme normalerweise auch nicht ausstehen, aber "500 Days of Summer" ist so erfrischend anders, dass ich mich gleich beim ersten Mal in ihn verliebt habe. Nicht nur, dass er mit Joseph Gordon-Levitt und Zooey Deschanel zwei der angesagtesten Schauspieler in den Hauptrollen verpflichten konnte, sondern dass diese so ungezwungen und ehrlich ihre Rollen verkörpern, dass man sie ihnen sofort abkauft. Gordon-Levitt verkörpert den lieben und naiven Tom, der an die Liebe auf den ersten Blick glaubt und denkt, diese in Summer gefunden zu haben. Summer glaubt jedoch überhaupt nicht an die Liebe und so vergehen 500 Tage, in denen Tom wunderschöne, aber auch schmerzhafte Erfahrungen machen muss. Der Sprecher zu Beginn sagt zwar, dass dies kein Liebesfilm ist, aber glaubt mir eines: Es ist einer. Ein guter.

Platz 2: "Moonrise Kingdom" (US 2012) von Wes Anderson


Wes Anderson ist ein Regisseur, der für seine skurrilen Filme bekannt sind. Sei es eine Kinderbuchverfilmung, die komplett im Stop-Motion-Verfahren gedreht wurde, oder ein Selbstfindungstripp von Adrien Brody, Jason Schwartzman und Owen Wilson, er hat einfach ein Händchen für ungewöhnliche Handlungen und Figuren. "Moonrise Kingdom" ist auch so ein Beispiel und ist bis dato Andersons gelungenste Arbeit. Er erzählt die untypische Liebesgeschichte von zwei missverstandenen 12-jährigen, die miteinander durchbrennen und von Eltern und Gesetzeshütern gesucht/gejagt werden. Die Liebesgeschichte wirkt in keiner Sekunde aufgesetzt, sondern ehrlich und realistisch, die gemeinsamen Szenen sind unterhaltsam und einfach nur süß - ich kann es nicht anders beschreiben. Noch dazu mit typisch-bunten Bildern, ungewöhnlicher Kameraführung und einem top Soundtrack von Alexandre Desplat untermalt.

Platz 1: "Inglourious Basterds" (US 2009) von Quentin Tarantino


Quentin Tarantino hat mit "Reservoir Dogs" und "Kill Bill" noch zwei andere Lieblinge von mir gedreht, jedoch gefällt mir "Inglourious Basterds" bis jetzt am besten. Nun, woran liegt es? Es ist einfach das Gesamtpaket. Christoph Waltz, Michael Fassbender, Daniel Brühl. Die Sprachvielfalt, die Dialoge, die Musik, die Handlung, verdammt nochmal alles. Die Geschichte ist skurril und zeigt, dass Tarantino auf sämtliche Konventionen pfeift und kurzerhand Hitler und weitere hohe Tiere des NS-Regimes in einem Pariser Kino sterben lässt. Meine unangefochtene Lieblingsszene ist das Treffen der Basterds mit der Spionin Bridget von Hammersmark in der Taverne, die mit einem Ratespiel lustig beginnt, langsam bedrohlich wird und mit einer Schießerei und einem Mexican Standoff endet.

Mittwoch, 9. Oktober 2013

Mysterious Skin - Unter die Haut [2004]


"Mysterious Skin" nahm sich einem Thema an, das in der heutigen Gesellschaft zwar eine große Rolle spielt, aber leider immer noch unter den Teppich gekehrt wird. Das Thema ist Kindesmissbrauch, der zwar häufig auftritt, aber in den Medien noch immer eine Randerscheinung ist. Man will wahrscheinlich einfach nicht wahrhaben, dass freundliche Menschen aus dem Umfeld - meistens sind es Freunde der Eltern - einem Kind so etwas Schreckliches antun können. 
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Auch in "Mysterious Skin" ist das so. Neil, der als Junge schon weiß, dass er schwul ist, ist Mitglied eines Baseballteams. Der Trainer wirkt auf dem ersten Blick freundlich und zuvorkommend und Neils überforderter Mutter ist es nur recht, dass er viel Zeit mit ihrem Sohn verbringt. Neil mag seinen Trainer zwar sehr gerne, kann aber das, was mit ihm geschieht, wenn er mit ihm alleine ist, nicht einordnen. Jahre später ist aus einem netten Jungen ein jugendlicher Stricher aus Neil geworden, jemand, der mit dem Thema Sex sehr frühreif umgeht. 
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Zur gleichen Zeit verfolgt man die Geschichte von Brian, der in Neils Alter ist, aber sich von seinem Wesen völlig von ihm unterscheidet. Während Neil sehr selbstbewusst ist und weiß, was seine Freier wollen, ist Brian das krasse Gegenteil. Er ist schüchtern und sehr in sich gekehrt und ist außerdem davon überzeugt, als Kind von Aliens entführt worden zu sein. Er kann sich nur noch erinnern, dass er zum Baseballtraining ging und Stunden später mit blutender Nase im Keller seines Elternhauses wieder zu sich kam. 
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Zwei grundverschiedene Geschichten zweier unterschiedlicher Jungen könnte man meinen. Doch natürlich ist dem nicht so: Auch Brian wurde vom Trainer sexuell missbraucht und dabei von Neil unterstützt, der mittlerweile als Lockvogel für andere Jungen benutzt wird. Dabei wird aber nie ganz geklärt, wie weit der sexuelle Missbrauch ging - aber da Neil Jahre später sexsüchtig wurde und Brian die ganze Sache verdrängt hatte, bis ihm Neil am Ende des Films die Wahrheit erzählt, muss es für beide Kinder ein verstörendes Ereignis gewesen sein. Es ist eine Schande, dass es nicht mehr von diesen Filmen gibt, die ein Tabuthema einfühlsam umsetzen können und der Gesellschaft einen Spiegel vor die Nase hält. Und "Mysterious Skin" setzt dies so gut um, dass man sich nach dem Film so schrecklich fühlt und einen den ganzen Tag nicht mehr loslässt. 
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Besonders hervorzuheben sind natürlich die Jungschauspieler, die Neil und Brian im Teenageralter darstellen durften: Joseph Gordon-Levitt als Neil und der nicht minder  talentierte Brady Corbet als Brian. Ich brauche mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen wenn ich behaupte, dass Gordon-Levitt schon damals zeigte, dass er einer von den ganz Großen ist.

Montag, 7. Oktober 2013

Gravity [2013]


Mit "Gravity" startete letzte Woche einer der wohl meisterwarteten Filme dieses Kinoherbstes - zumindest meine Genossen bei Moviepilot, die beim Trailer und dem Namen des Regisseures - Alfonso Cuarón - bereits in Begeisterungsstürme ausbrachen, sahen dies so. Aufgrund der positiven Bewertungen war auch ich neugierig geworden. Sandra Bullock und George Clooney fliegen alleine durch das All - so sehr die beiden auch für seichte Hollywoodfilme stehen, sie haben meine Neugierde doch entfachen können. 
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"Gravity" ist keineswegs ein Film, den man sich zuhause auf der Couch ansehen möchte, denn vielmehr bietet der Film ein Erlebnis, das ich in ähnlicher Form noch nicht erleben durfte. Für Filme wie dieser wurde das Kino (und das 3D) erfunden. Wenn man im dunklen Kinosaal sitzt, wenn möglich in einem fast leeren, und dann die Bilder und die Musik auf sich einwirken lässt - ja, das Wort "Erlebnis" beschreibt die Sache schon ganz gut. Denn wenn man nach den üblichen Kriterien geht hat dieser Geniestreich recht wenig zu bieten. George Clooney weiß mit seinen skurrilen Geschichten zwar zu unterhalten, gewinnt jedoch als Nebenfigur, die nur wenige Minuten vorkommt, nie an Tiefe. Sandra Bullock kann als Hauptfigur Ryan Stone viel mehr überzeugen - nicht nur, weil sie mehr Screentime hat, sondern auch, weil sie ihre bislang beste Leistung abgeliefert haben muss. Die Panik und die Angst vor dem Tod, die sie als einzige Lebewesen im Weltraum empfindet, weiß Bullock sehr glaubhaft und einfühlsam darzustellen. 
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Der Film wird in dem Moment zum Erlebnis, als das Unvermeidbare passiert, ihr Raumschiff zerstört wird und Stone von nun an einen Überlebenskampf im Weltraum führt. Sie muss sich mit dem bevorstehenden Tod beschäftigen und als sie sagt, dass sie gewusst hatte, dass sie sterben müsste, aber nie, dass es ausgerechnet heute sein würde, fühlt man dieses beklemmende Gefühl in der Brust - und vielleicht das eine oder andere Tränchen rinnen. Man sieht zu, wie sie versucht, per Funk Kontakt zu der NASA herzustellen, bekommt aber nur einen fremden Mann herein, der ihr seine Hunde und sein Baby vor das Funkgerät hält, damit die mit ihrem Schicksal abschließen kann. Auch die intensive Musik und Emmanuel Lubezkis wunderschöne Bilder, die teilweise an "2001" erinnern, machen das Kinoerlebnis perfekt. Der Film steht in erster Linie für seine Atmosphäre, sodass man getrost über die recht einfache und bisweilen künstlich in die Länge gezogene Handlung hinwegsehen kann.

Donnerstag, 3. Oktober 2013

Rush - Alles für den Sieg [2013]


Wer mich kennt, weiß, dass ich mit Sport - außer Skispringen - nicht viel anfangen kann, geschweige denn von Filmen über Sport. Aber wenn dieser Film, so fremd mir die Sportart auch sein mag, von der Dramaturgie her so mitreißend ist, dass selbst ein Laie seine helle Freude an diesem Film haben kann, hat er bei mir praktisch schon gewonnen. So war es auch mit "Rush", der die übertrieben dargestellte Rivalität zwischen James Hunt und Niki Lauda während der Formel 1 Weltmeisterschaft 1976 thematisiert. Er versteht sich nicht als Dokumentation, sondern als Film, der reale Geschehnisse adaptiert und dramaturgisch verändert. 
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Umso mehr überraschte es mich natürlich, dass ich mit "Rush" keinen mit Fakten aus dem Motorsport zugestopften Film sah, der sich ausschließlich an Fans orientierte. Sondern er brachte auch ordentlich Drama mit, fokussierte sich auf die Rivalität zwischen zwei Rennfahrern, die in der Weltmeisterschaft gegeneinander konkurrieren, und natürlich auf Niki Laudas tragischen Unfall in derselben Saison. Besonders herausragend ist natürlich Daniel Brühl, der den "Ungustl" Lauda beinahe perfekt verkörpert. Seine gedehnte Sprechweise (die ich als Österreicher nur loben kann, sehr überzeugend nachgeahmt), die Art, wie er seinen Mund verzieht und überhaupt alles strahlte so viel von Lauda aus, dass ich am liebsten im Kinosaal geklatscht hätte. Chris Hemsworth hingegen scheint wieder einmal seine Paraderolle des gut gebauten Playboys zu spielen. Aber dazu bedurfte es wohl nicht viel Talent und mit seinen langen Haaren sieht er Hunt sogar ein bisschen ähnlich. Immerhin brachte er seine wenigen dramatischen Szenen gut über die Bühne. 
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Ein weiteres Problem sind die weiblichen Darstellerinnen, denn diese sind leider vollkommen für die Katz. Hunts Liebschaften interessierten mich nicht und wurden durch die Bank von talentfreien Models verkörpert. Und Laudas Ehefrau, die von Alexandra Maria Lara gespielt wurde, bekam kaum mehr als eine Statistenrolle. Schade, denn ich hätte es gerne gesehen, wie sie ihrem Mann nach seinem schweren Unfall beigestanden hatte, was gewiss der Fall gewesen war. 
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Begeistern konnten mich auch die tollen Szenen an den Rennbahnen. Man fühlte sich mitten ins Geschehen geworfen und entwickelte Faszination und Respekt für diesen Sport und allen, die den Mut haben, sich in eine dieser rollenden Särge zu setzen. Anthony Dod Mantle, der auch schon viele Filme für Danny Boyle  und Lars von Trier drehen durfte, ist für mich persönlich mit diesen atemberaubenden und packenden Bildern wirklich eine Nominierung für die beste Kamera wert.
Ein Sportfilm, der aufgrund seiner hervorragenden Dramaturgie, Daniel Brühl und dem mitreißenden Soundtrack von Hans Zimmer (ja, ich gebe es zu) zu einem meiner Lieblingsfilme dieses schwachen Kinojahres geworden ist.

The World's End [2013]


Nachdem sich Simon Pegg und Nick Frost in den anderen Teilen der Cornetto-Trilogie mit der Persiflage von Zombiefilmen ("Shaun of the Dead") und Buddy-Cop-Movies ("Hot Fuzz") beschäftigt hatten, folgt nun mit ihrem neuesten Film "The World's End" der krönende Abschluss. Und man muss feststellen, dass Pegg und Frost in diesem Film hier keineswegs versuchen, eine Satire auf ein Filmgenre abzuliefern sondern einfach, möglichst viel Spaß und Verrücktheit in einen Film zu stecken. Hört sich aber auch interessant an, oder? Ich jedenfalls war gleich von der Skurrilität der Briten im Trailer eingenommen, hatte jedoch keine Ahnung, wie verrückt es werden würde, da ich die Vorgänger zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesehen hatte. 
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Die Handlung des Filmes besteht daraus, dass der ewig Junggebliebene Gary King noch einmal seine vier Freunde aus Jugendzeiten versammeln möchte, um die "Goldene Meile" in seiner beschaulichen Heimatstadt abzuklappern. Die Goldene Meile besteht aus zwölf Bars, in welcher sie je ein Bier trinken müssen, und den Abschluss stellt das Pub The World's End dar. Bereits als Jugendliche hatten sie versucht, diese Meile zu schaffen, hatten aber auf der Mitte des Weges aufgeben müssen. Und Gary King, der mit seinem Leben unzufrieden ist, hofft, mit dem Abschluss der Goldenen Meile dieses Problem hinter sich lassen zu können.
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Nun muss ich wohl anmerken, dass der Film genau genommen aus zwei komplett unterschiedlichen Teilen besteht. Der erste Teil besteht darin, dass der unermüdliche Gary King alle seine Freunde von einst aufsucht und oftmals auch mit einer List versucht, sie alle für seinen Plan zu gewinnen. Man stellt fest, wie sehr sich die Zeit geändert hat, was alles in der Zwischenzeit passiert ist, wer Kinder in die Welt gesetzt hat und wer welchem Beruf nachgeht. Für mich hätte auch diese sympathische Atmosphäre den ganzen Film lang gehen können, denn gerade wenn man meint, sich genügend in die Charaktere eingelebt zu haben - BAMM! Und schon kommt der krasse Schnitt, auf den ich glücklicherweise dank diversen Kritiken vorbereitet gewesen war. Plötzlich wird diese lockere Komödie um fünf Freunde, die sich volllaufen lassen wollen, zu einem Alien-Kampf-Wasauchimmer-Film, der sich so radikal von der ersten Hälfte abhebt, dass der eine oder andere Zuschauer sicher enttäuscht gewesen sein dürfte. Die fünf Freunde müssen plötzlich gegen Aliens kämpfen, die ihre Heimatstadt übernommen haben. Dies wird aber so kurzweilig und unterhaltsam gestaltet, dass mir der krasse Bruch nichts anhaben konnte. 
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Aber wie schon in den Vorgängern bildet das Duo Pegg/Frost den Kern der Handlung, denn mit ihnen als Protagonisten steht und fällt der Film. Aber auch diesmal können die beiden auf harmonische Weise zwei verrückte, aber sympathische Charaktere darstellen. Besonders Pegg hatte es mir in seiner Rolle als Gary King angetan, der ganz klar der Anführer der Gruppe ist. Er ist innerlich wie äußerlich ein Teenager geblieben und läuft lieber in Klamotten herum, die er wohl in seiner Jugend getragen hätte, während die anderen in Anzug und Krawatte erscheinen. Er ist vorlaut, spielt gerne Streiche und macht dumme Scherze, während er mehr und mehr von den anderen für seine Unfähigkeit, erwachsen zu werden, bemitleidet wird. Als man im späteren Verlauf erfährt, dass Gary keineswegs der Clown ist, für den er sich gerne hält, und bereits einen Selbstmordversuch und (vermutlich) diverse stationäre Aufenthalte hinter hat, erhält auch er eine traurige Seite, die er jedoch zugunsten seines verzweifelten Versuches, die alten Zeiten wieder aufleben zu lassen und Spaß zu haben, sehr selten zeigt. Aber auch Paddy Considine als sensibler Steve, der nach all der Zeit wieder auf seine Jugendliebe Sam trifft, und Eddie Marsan als Peter, der ständig Angst hat, die Peiniger seiner Kindheit wiederzutreffen, konnten mich überzeugen. Martin Freeman hatte leider nur eine kleine Rolle, da er recht früh von einem der Aliens ersetzt wird, aber immerhin hatte Freeman auch so schon genug Arbeit genug (Der Hobbit, Sherlock...). 
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Fazit: Eine sehr unterhaltsame Komödie, die mit Zitaten vollgespickt sind, die das Zeug für die Ewigkeit haben. Zudem besitzt er mit Gary King einen der charismatischsten und gleichzeitig bedauernswertesten Protagonisten, die ich kenne. Wer mit dem krassen Bruch kein Problem hat, sollte den Film schleunigst nachholen.