Dienstag, 17. Dezember 2013

Thor: The Dark Kingdom [2013]


Das erste Abenteuer des Marvel-Superhelden Thor aus dem 2010 hat mich damals ehrlich gesagt ziemlich kalt gelassen. Ja, es war spannende Unterhaltung ohne Herz und Verstand, aber für mich persönlich war es nichts. Thor war für mich einer der weniger interessanten Superhelden, da mir seine Ursprünge aus der nordischen Mythologie einfach zu überdreht erschien. Und der Hauptdarsteller Chris Hemsworth, der außer Muskeln pumpen und charmant lächeln keinerlei Fähigkeiten zu besitzen scheint, und eine erschreckend blasse Natalie Portman konnten mich auch nicht vom Hocker reißen.

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All diese Gründe sprechen dagegen, sich den Nachfolger anzusehen, oder? Aber ich hab mich von der Langeweile breitschlagen lassen und ich muss trotzdem sagen, dass "Thor 2: The Dark Kingdom" gar nicht mal so schlecht ist. An Hemsworth und Portman hat sich zwar nicht das geringste geändert, aber einmal mehr durfte der tolle Tom Hiddleston als Bösewicht Loki zeigen, dass er der heimliche Star in "Thor" ist. Die Handlung ist nicht weiter nennenswert, aber immerhin sorgt sie für viel Action, etwas Spannung und lässt hin und wieder Platz für Dramatik und Gefühle.

Fazit: Ein Film, zu dem man gar nicht viel schreiben muss. Ein absoluter No-Brainer, der in der nordischen Mythologie angesiedelt ist und vermutlich so viel damit zu tun hat wie  Til Schweiger mit guten Filmen. Aber das erwartet der Zuschauer auch nicht: Er will Action und Dramatik und beides bekommt er geboten. "Thor 2" ist Popcornkino erster Klasse und ich müsste lügen, würde ich behaupten, dass ich nicht auch meinen Spaß gehabt hätte.

Die Eiskönigin - Völlig unverfroren [2013]


Als ich zum ersten Mal den Trailer zu "Die Eiskönigin" sah, war ich ziemlich ernüchtert gewesen. Im Grunde sah es genauso aus wie "Rapunzel", inklusive nerviger Sidekicks und vorhersehbarer Lovestory - mit Schnee. Aber nachdem er auf Moviepilot doch so viele positive Kommentare erhalten hatte, versprach ich mir von dem Film harmlose Unterhaltung, und die habe ich auch bekommen. Mission Completed also. 

Irgendwo im Norden: In einem Königreich leben die beiden Schwestern Elsa und Anna. Während Anna ein aufgewecktes, tolpatschiges Mädchen ist, ist ihre große Schwester eine scheinbar unnahbare und kühle Person, die auf jeglichen Kontakt mit Anna verzichtet. Es stellt sich heraus, dass Elsa seit ihrer Geburt magische Kräfte zu besitzen scheint, mit denen sie Schnee und Eis aus dem Nichts herbeizaubern kann. Als sie eines Tages beim Spiel Anna mit ihren Kräften verletzt hatte und diese nur durch einen Zauber gerettet werden konnte,  verweigert Elsa fortan jeglichen Kontakt mit ihrer Schwester, um ihr nicht mehr zu schaden.

Am Tag von Elsas Krönung passiert es: In einem unachtsamen Moment offenbart Elsa vor allen Anwesenden ihre Kräfte und wird natürlich sofort als Hexe beschimpft. Ensetzt und verwirrt flüchtet Elsa in die Berge, nicht ohne vorher unbeabsichtigt das ganze Königreich mit Schnee zu überziehen. Anna macht sich, gemeinsam mit dem Eisblocklieferanten Kristoff, seinem Rentier Sven und dem gesprächigen Weihnachtsmann Olaf auf dem Weg in die Berge, um Elsa wieder zurückzuholen. 

Dass die Optik wie bereits erwähnt dem Vorgänger "Rapunzel" ähnelt, muss ich wohl nicht mehr erwähnen, dass die Figuren und die Umgebung wunderschön und fließend animiert wurden. Anna hüpft so geschmeidig im Schloss umher, dass es ein Spaß ist, ihr dabei zuzusehen. Natürlich könnte man die fehlende Individualität bemängeln, denn natürlich sieht Anna aus wie eine blonde Rapunzel, und Kristoff sieht im Grunde aus wie Flynn Rider, auch wenn sie unterschiedliche Wesen besitzen. 
Für meinen Geschmack wurde ein bisschen zu viel gesungen, aber dafür waren die Lieder sehr schön und hätten genau so in einem Musical vorgetragen werden können. Außerdem besitzen sie Ohrwurmcharakter und kommen insofern bei den Kleinen besonders gut an. Was ich jedoch bemängeln muss ist die fehlende Konsequenz in Bezug auf die Frage, welches Publikum der Film ansprechen möchte. Teilweise gab es Witze und Kommentare, die ein Kind unmöglich verstehen kann; aber andererseits wurden so unglaublich doofe Zoten gerissen, dass nur ein Kind darüber lachen konnte. 

Es ist klar, dass "Die Eiskönigin" gerne ein Film für Groß und Klein wäre, leider ist ihm diese Aufgabe meiner Meinung nach nur teilweise gelungen. Aber natürlich bietet der Film auch die restliche Palette der obligatorischen Disney-Elemente: Eine Lovestory, die aber hier recht einfühlsam und langsam erzählt wird, also dass die betreffenden Personen nicht von Anfang an ineinander verliebt sind. Weiters ein Bösewicht, hier in Form des unscheinbaren Prinzen Hans, in den sich Anna Hals über Kopf verliebt, sich dieser aber am Ende des Films als großer Bösewicht entpuppt. Etwas enttäuschend. Dafür spart er nicht mit Sidekicks, denn die gibt es diesmal in doppelter Ausführung. Sven das Rentier ist sozusagen das Pendant zu Flynn Riders Pferd, doch leider wird ihm recht schnell die Show gestohlen, als der dauerquatschende Schneemann Olaf die Bühne betritt. Ich mag Hape Kerkeling wirklich sehr, aber als Schneemann macht er keine gute Figur. 

Fazit: Für mich ein bisschen zu kindisch und unausgegoren, ist aber trotzdem ein sehr sehenswerter Film geworden, der Groß und Klein gefallen dürfte.

Montag, 2. Dezember 2013

The Day of the Doctor [50 Jahre Doctor Who]


"Doctor Who" ist ein Koloss, ein Dauerbrenner, der große Star unter den Geheimtipps von der Insel. In fast 800 Episoden in nunmehr 33 Staffeln kämpft der Doktor, ein Zeitreisender Time Lord vom Planeten Gallifrey, gegen das Böse und rettet ganze Zivilisationen und Universen. Elf Schauspieler durften den Doktor in diesen fünfzig Jahren verkörpern, Peter Capaldi als Nummer zwölf wird in der kommenden Staffel zeigen, wie gut er es versteht, ein 900 Jahre altes Alien zu spielen und ihm seinen ganz persönlichen Stempel aufzudrücken.
Fünfzig Jahre Doctor Who - eigentlich der perfekte Grund für ein Jubiläum. Dies gibt den Machern der Serie wieder einmal die Gelegenheit, alle Geschütze aufzufahren, in die CGI Effekte mehr Geld zu investieren und ein phänomenales Drehbuch zu verfilmen, das die Anhängerschaft noch jahrelang in Atem halten wird.
Eigentlich.
Denn leider ist "The Day of the Doctor" alles andere als ein würdiges Jubiläum für diese auf der ganzen Welt so geliebten Serie. Finde ich zumindest, denn natürlich gibt es auch positives Echo, das ich jedoch nur teilweise nachvollziehen kann. Es heißt, das Special sprühe nur so vor Ideen und Spannung und böte mit seinen drei Doktoren und einer Menge Timey Wimey eine geradezu perfekte Story für fünfzig Jahre Doctor Who. Ich persönlich sehe das anders, aber davon nachher mehr.
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In "The Day of the Doctor" treffen drei Doktoren aus verschiedenen Zeitlinien aufeinander. John Hurt spielt den "War Doctor", eine komplett neu erfundene Inkarnation des Doktors, der in die Zeit zwischen dem Doctor Who Film und dem Reboot der Serie 2005 einzuordnen ist, also quasi als Vorgänger von Ecclestones neuntem Doktor zu verstehen ist. David Tennant gibt ein weiteres Mal den zehnten Doktor, der gemeinhin als beliebteste Inkarnation gilt, und diese Meinung teile ich ebenso. Dieser befindet sich gerade in England im 16. Jahrhundert und bandelt mit Königin Elizabeth I an, als er feststellen muss, dass sich die "Zygons" (Aliens, die ihre Gestalt ändern können) das Aussehen der Königin angeeignet haben und so für Verwirrung stiften.
In der Gegenwart erhält der elfte Doktor (Matt Smith) einen Notruf von UNIT, da ein Gemälde der Time Lords aufgetaucht ist und Silhouetten, die vorher auf dem Gemälde zu sehen waren, plötzlich verschwunden sind. Die drei Doktoren werden zusammengeführt und die Macher versuchten gar nicht erst, die Handlung als großen Aufhänger zu präsentieren. Den Mittelpunkt stellt ganz klar die Interaktion zwischen den drei Doktoren dar. Der War Doctor, ein älterer, ruppiger Mann, kann es kaum glauben, dass seine nachfolgenden Inkarnationen teilweise so kindisch sind und auch die Nachwirkungen des Time Wars verdrängt haben, während für ihn die schmerzhaften Erinnerungen noch so frisch sind, da er kurz davor beschlossen hatte, Millionen Time Lords zu opfern, um den Frieden zu sichern.
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Matt Smith spielt den elften Doktor so wie immer, vielleicht sogar ein bisschen zurückhaltender. Von ihm kann man halten, was man will, aber ich liebe seine Art, den Doktor darzustellen. Immer ein bisschen verrückt und schrullig, aber doch liebenswert. Seine Gefährtin Clara Oswald war ebenso hübsch wie unnötig, aber gut. David Tennant durfte auch wieder in seinen Nadelstreifenanzug schlüpfen, aber da hören die Ähnlichkeiten auch schon auf. Ich kann mir nicht helfen, aber mir kommt sein Doktor so verändert vor, dass meine Freude schnell gedämpft war. Der zehnte Doktor war nie so ein Womanizer, wie er in diesem Special dargestellt wird, und war nie auf dümmliche Teenagerwitze angewiesen. Billie Piper ist auch mit von der Partie, wenn auch nicht als Rose Tyler, sondern als "Bad Wolf" und nur der War Doctor kann sie sehen. Ihr Auftritt war jedoch mehr Fanservice als wirklich essenziell für die Handlung, aber wenigstens nervte sie nicht.
Schon während der Episode machte sich Enttäuschung in mir breit. War das Steven Moffats Vorstellung einer Jubiläumsepisode, die fünfzig Jahre einer der kultigsten Serien, die Europa hervorgebracht hat, huldigt? Für mich nicht. "The Day of the Doctor" war zum Bersten voll mit Fanservice vollgestopft und erzählte nicht einmal eine zusammenhängende und in sich schlüssige Handlung. Der Plot mit den Zygons und Elizabeth I wirkte auf mich so unbeholfen und Tennant dabei so steif, dass es mir für ihn leid tat. Und warum musste Moffat jetzt einen weiteren Doktor erfinden, der die Reihenfolge durcheinander bringt? Ich bleibe dabei, ich bin froh, dass ich am 23. November mein Kinoticket (das übrigens 16 € kostete) notgedrungen verkauft hatte. Hätte ich ihn im Kino gesehen und dafür Geld bezahlt, hätte ich das Special wohl noch mehr gehasst.
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Die negativen Aspekte überwiegen leider, doch es gab natürlich auch Lichtblicke: Die Gespräche zwischen den Doktoren und ihre verschiedenen Ansichten an den Time War waren interessant und manchmal ziemlich witzig und auch die Effekte konnten sich sehen lassen (immerhin ließ die BBC ziemlich was springen, um das Spektakel ordentlich zu verpacken). Aber ich bleibe dabei: Der Trailer war besser. 

Zelig [1983]

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Mit "Zelig" drehte Woody Allen eine Mockumentary, die gepaart mit aufwendigen Aufnahmen, in denen Allen in alte Videos hineingeschnitten wurde, und einer ungewöhnlichen Handlung einer seiner besten Filme darstellt. Die Hauptperson, Leonard Zelig, ist nämlich ein ungewöhnlicher Zeitgenosse, der schon bald die Aufmerksamkeit einiger Psychologen und schließlich von ganz Amerika erweckt. Er hat sich nämlich die Fähigkeit angeeignet, sich wie ein Chamäleon den Menschen in seiner Umgebung anzupassen. Will heißen, neben einem fettleibigen Menschen wird er plötzlich auch dick, neben Afroamerikanern bekommt er eine dunkle Haut und neben einem Chinesen besitzt er plötzlich Schlitzaugen. Aber auch seine Art zu kommunizieren verändert sich. In Gesellschaft von Ärzten oder Psychologen beginnt er zu fachsimpeln, als wenn er mit der Materie vertraut wäre.

Diese ungewöhnliche Gabe führt dazu, dass er durch die Medien zu einer Berühmtheit wird. Über ihn gibt es Dokumentationen, Filme, Songs. Während die Figur Leonard Zelig so mehr zu mehr zu einer Kunstfigur wird, bemüht sich die Psychologin Dr. Eudora Fletcher als einzige Person darum, Zelig von seinem ungewöhnlichen Schutzmechanismus zu heilen. Sie betreut sich und verliebt sich auch in ihn, doch als sich plötzlich Frauen melden, die Leonard während einer seiner Chamäleon-Phasen geheiratet haben soll, muss er für den Schaden aufkommen, auch wenn er sich nicht daran erinnern kann, jemanden geheiratet zu haben. Das Phänomen Leonard Zelig verblasst mit den Jahren und in den 80ern erinnert sich nur diese "Dokumentation" an diesen außergewöhnlichen Menschen.
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Der größte Schlüssel zum Erfolg für "Zelig" war neben der interessanten Idee vor allem die exzellente Ausführung. Bekannte Gelehrte wie etwa Susan Sontag oder Bruno Bettelheim reden in Interviews über diesen faszinierenden Menschen, als hätte es ihn wirklich gegeben. Mae Questel gibt das Lied "Chameleon Days" zum Besten, das eine Hommage an Zelig darstellt und für mich so überzeugend wie ein Lied aus den 20ern klang, als wäre es wirklich in jener Periode entstanden. Aber der letzte Schritt zum erschreckenden Realismus der Mockumentary war für mich der, als Zelig plötzlich in alten Videos neben Charles Chaplin oder Josephine Baker auftaucht. Was mich schon in "Forrest Gump" begeistern konnte, war in Wirklichkeit schon ein alter Hut und bereits in "Zelig" angewandt worden. Der unumstrittene Höhepunkt des Filmes ist wohl, als Leonard Zelig nach Berlin geht, sich den dort aufstrebenden Nazis anschließt und am Ende Hitlers Rede stört. Wirklich verblüffend, wenn ich den Film nicht kennen würde, hätte ich vermutet, dass das Video echt ist!
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Fazit: Mit "Zelig" präsentiert Woody Allen die gleichzeitig faszinierende, aber auch tragische Geschichte des Leonard Zelig, dem wandelnden Chamäleon, der von den Menschenmassen so geliebt und gehasst wurde.