Donnerstag, 27. November 2014

The Equalizer [2014]


McCall ist ein scheinbar harmloser Einzelgänger, der in einem Baumarkt arbeitet und nachts in einem Diner Bücher liest. Soweit nichts Ungewöhnliches. Doch als eines Tages die befreundete Prostituierte Teri von ihrem Zuhälter verprügelt wird, rächt er sich an ihren Peinigern und ruft Teddy auf den Plan, der als eine Art Problemlöser fungiert. Er soll nun herausfinden, wer die Mitglieder der Mafia so präzise getimt getötet hat. Obwohl McCall seine Verfolger auszutricksen weiß, ist ihm Teddy schon bald auf den Fersen...


Denzel Washington tut das, was er am besten kann, und das macht er gut. Er hat die Rolle des wortkargen Actionhelden einfach drauf und es macht Spaß, ihm dabei zuzusehen. Die Actionszenen im allgemeinen sind sehr gut gemacht. Es geht knallhart zur Sache und man kann sich sicher sein, dass McCall immer einen tollen Spruch auf den Lippen hat. Das Stereotyp vom wortkargen, knallharten Helden mit einem großen Herz ist zwar etwas ausgelutscht, hat hier aber trotzdem hervorragend funktioniert. McCall hilft den Menschen in Not, wo es nur geht. Zum Glück wurde dieses wiederkehrende Element nicht allzu oft wiederholt, ansonsten hätte es schnell nach hinten gehen können. Der mir bisher unbekannte Marton Csokas spielt den Bösewicht Teddy - und das mit einer Boshaftigkeit, die man in modernen Filmen nicht häufig zu Gesicht bekommt. Er ist ein geniales Mastermind, das alles daran setzt, McCall zu schnappen, und das mit dubiosen Mitteln. Ich war begeistert! Die dritte im Bunde ist Chloe Grace Moretz als jugendliche Prostituierte, die man vor allem am Anfang oft zu Gesicht bekommt. Ich fand sie klasse, jetzt wird's aber wieder mal an der Zeit, dass die Gute starke Frauen verkörpern darf. 


Fazit: Toller, schnell geschnittener Actionstreifen, der den Zuschauer zu unterhalten weiß.

Dienstag, 25. November 2014

Billy Elliot - I will dance [2000]


Billy Elliot ist ein Junge, der in einer trostlosen Bauarbeitersiedlung in Wales lebt. Sein Vater und sein großer Bruder sind Bergarbeiter und befinden sich gerade im Streik. Billy muss sich obendrein um seine demente Großmutter kümmern, die Mutter ist vor wenigen Monaten gestorben. Als er eines Tages zum Boxtraining geht, für das er wenig Talent zeigt, wird er mit dem Ballett konfrontiert. Schon bald beginnt er regelmäßig mit der Gruppe unter der Aufsicht von Sandra Wilkinson zu üben und sogar Einzelstunden zu nehmen, nachdem Wilkinson sein Talent und Bedürfnis nach dem Ausdruckstanz erkannt hat. 


Dies passt jedoch Billys strengem Vater überhaupt nicht in den Sinn, der fürchtet, dass Billy schwul sein könnte und ihm daraufhin das Ballett verbietet. Dieser fügt sich widerwillig seinem Vater, kann jedoch sein Bedürfnis nach Tanz nicht unterdrücken und lässt seinen Füßen freien Lauf und tanzt durch die Boxhalle. Als sein Vater ihn dabei beobachtet wird ihm klar, dass Billy zum Tänzer bestimmt ist und gibt seinem Sohn die Erlaubnis, seinen Traum zu verfolgen.


Die tragisch-schöne Geschichte mit dem britischen Bergarbeiterstreik als Hintergrund gilt zu Recht als ein moderner Klassiker von der Insel. Er wurde mit zahlreichen Filmpreisen ausgezeichnet und spielte ein Vielfaches seiner Produktionskosten wieder ein. Den für eine Indieproduktion verhältnismäßig großen finanziellen und krtischen Erfolg schreibe ich ganz klar der herzerwärmenden Geschichte zu. Ein junger Jamie Bell spielt die Hauptfigur Billy Elliot mit Bravour. Billy ist schließlich nur ein Junge, mit dem das Leben bisher nicht gerade zimperlich umgegangen ist und nun einen Weg sucht, seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Julie Walters spielt die resolute Ballettlehrerin Mrs. Wilkinson, die Billy unterstützt und seinen Vater gleichzeitig die Stirn bieten kann. Und was darf bei einem guten Film auch nicht fehlen? Natürlich die Musik. Und der Soundtrack kann sich wirklich hören lassen. Jeder Track passt perfekt - besonders The Clashs "London Calling" ist mir in Erinnerung geblieben.

Dienstag, 18. November 2014

Pride [2014]


Das Jahr 1984 war ein denkwürdiges Jahr in der britischen Geschichte. Es war das Jahr, als der Streik der Minenarbeiter begann und Margaret Thatcher begann, mit Polizeigewalt gegen die Streikenden vorzugehen. Zur selben Zeit beginnt eine Gruppe von homosexuellen jungen Menschen in London, Spenden für die Minenarbeiter zu sammeln. Da die Gewerkschaft der Minenarbeiter jedoch kein Geld von Homosexuellen annehmen möchte, wählt die Gruppe die kleine Ortschaft Onllwyn in Wales aus, deren einzige Grundlage der nun brachliegende Bergbau darstellt und somit mit allen Mitteln gegen die Polizei kämpft. 


Zu Beginn freuen sich nur vereinzelte Personen über die unerwünschte Hilfe von den Schwulen aus der weit entfernten Großstadt, doch häufige Besuche, hohe Summen von Spendengeldern und nicht zuletzt der mutige Versuch der Frauen, die Lebensweise ihrer neu gewonnenen Freunde kennenzulernen, führt dazu, dass "Lesbians and Gays support the Minors"-Kampagne ein voller Erfolg wird.


"Pride" ist aber so viel mehr als bloße Politik. Es werden auch typisch "schwule" Probleme angesprochen. An Joe "Brighton" Cooper erfährt man hautnah mit, welche Komplikationen das Coming-out mit sich bringt - Unverständnis, sogar Ablehnung durch die Eltern und psychischen Stress für den Betroffenen. Gethin hat schon jahrelang nicht mit seiner Mutter gesprochen, nachdem sie seine Homosexualität abgelehnt hatte und versucht nun, sich mit ihr zu versöhnen. Und sein Freund Jonathan erkrankte Mitte der 80er als zweiter Mensch in Großbritannien an AIDS, ist jedoch mit seiner Lebensfreude praktisch nicht totzukriegen und lebt danach noch viele Jahre.


Und "Pride" schafft es, dieses Gesamtpaket so schön zu verschnüren und einzupacken, dass der Kinobesuch ein wohliges Gefühl in mir hinterließ. Ich fühlte mich gut unterhalten, musste oft lachen aber auch ab und zu ein Tränchen verdrücken. Die Tatsache, dass die Geschichte auf wahren Tatsachen basiert und sich so (oder ähnlich) tatsächlich in den 80ern abgespielt hat, spricht für den Film. 

Sonntag, 2. November 2014

Like Father, like Son [2013]


Man stelle sich folgendes Szenario vor: Man bildet eine nette kleine Familie, Vater, Mutter und Sohn. Und plötzlich erfährt man, dass sein Kind bei der Geburt vertauscht wurde und man die letzten Jahre einen Jungen als Sohn bezeichnet hat, der gar nicht die Gene seiner Eltern in sich trägt. Und dass man sich dem biologischen Sohn völlig fremd fühlt und man versucht, in seinen Gesichtszügen Merkmale von den eigenen zu suchen. Und was soll man nun machen? Den Sohn, dem man sechs Jahre lang seine Liebe geschenkt hat, einfach aufgeben und stattdessen den leiblichen, aber fremden Sohn zu sich nehmen? 

Der japanische Film "Like Father, like Son" beschäftigt sich mit dieser Frage und hinterfragt gleichzeitig traditionelle Wertvorstellungen. So ist Keitas Ziehvater Ryota ein unterkühlter Mann, der wenig Zeit zuhause verbringt und nicht weiß, wie er seinem Sohn seine Liebe zeigen soll. Auch mit seinem biologischen Sohn Ryusei kann er nicht umgehen und stürzt sich in die Arbeit. Der biologische Vater von Keita und Ziehvater von Ryusei ist das krasse Gegenteil von Ryota, der einen mäßig erfolgreichen Laden führt und dafür in seiner Vaterrolle voll aufgeht und so viel Zeit wie möglich mit seinen drei Kindern führt. Als der Tausch besiegelt ist, wirkt Keita glücklich mit seinen neuen Geschwistern, während Ryusei, der nun in einer sterilen Stadtwohnung lebt und kaum Liebe von seinem biologischen Vater erfährt, Reißaus nimmt und zurück zu seinen Zieheltern fährt. 

Die Standesunterschiede zwischen den beiden Familien und ihre unterschiedlichen Ansichten sorgen natürlich regelmäßig für Reibungspunkte. Ryota ist Architekt und wohlhabend, während Yudai in seinen Augen ein Versager ist, weil die Arbeit nicht alles für ihn ist und er lieber Zeit mit seinen Kindern verbringt. Ryota versucht sogar, beide Söhne zu adoptieren und beweist damit bemerkenswert wenig Gespür für Gefühle anderer und wird zu Recht barsch zurückgewiesen. Lange verfolgt ihn auch die Aussage seines Vaters, dass Blutsverwandtschaft wichtiger sei als emotionale Bindungen. Am Schluss wird ihm natürlich bewusst, dass der kleine Keita ihn liebt und beschließt, ihm ein besserer Vater zu sein. Welches Kind von nun an wo leben wird, bleibt aber offen.

"Like Father, like Son" hat mich eiskalt überrascht. In Totalen präsentiert Hirokazu Koreeda ein eindrucksvolles, stilles Drama und lebt von den Bildern, die gekonnt durch ruhige Klavierklänge untermalt wurden. Ja, dieser Film dürfte wohl einer der wichtigsten Filme des letzten Jahres, der ein Thema behandelt, das viel zu selten zu Wort kommen darf.