Mittwoch, 15. Oktober 2014

Gone Girl - Das perfekte Opfer [2014]


Als ich hörte, dass David Fincher, der Meister des Thriller, einen neuen Film ins Kino bringt, war mir klar, dass ich ihn unbedingt sehen musste. Und mit "Gone Girl" liefert er in gewohnter Manier einen packenden Thriller ab - wenn auch mit einigen Abzügen.

Nick und Amy Dunne führen nach außen hin ein perfektes Eheleben - bis zu dem Tag, an dem Amy plötzlich verschwindet und einen zerbrochenen Wohnzimmertisch und mehrere Ungereimtheiten hinterlässt, die Nick schnell ins Visier der Ermittler bringen. Nick gilt nun als Verdächtiger und der Film tut alles, Nick als das größte Arschloch aller Zeiten darzustellen. Dazu tragen Amys Tagebucheinträge bei, die von Nicks Morddrohungen und Gewalt berichten, aber auch die Tatsache, dass ihr Ehemann eine Geliebte hatte. Und als man glaubt, die ganze Geschichte zu kennen, wird der Spieß plötzlich umgedreht: Während Amy landesweit als vermisst/ermordert gilt und ihr Mann verdächtigt wird, reist sie mit gefärbten Haaren und unter falschem Namen durch die USA und freut sich, dass ihr Plan so wunderbar aufgegangen ist. Wie man erfährt, ist Amy furchtbar manipulativ und hat alles inszeniert, um es ihrem untreuen Ehemann heimzuzahlen. Nun kann ma nicht umhin, die wunderbare Amy für ihre Boshaftigkeit zu verachten, während Nick obgleich seiner Unschuld öffentlich angefeindet wird. Er engagiert einen Anwalt und schafft es mittels einem landesweiten Fernsehauftritt, seine Rolle vom Reue zeigenden Ehemann so gut zu spielen, dass Amy zurückkommt (jedoch nicht ohne vorher ihren ehemaligen Stalker zu töten). 

Ich denke, dass jeder Zuschauer (der nicht das Buch kennt) das selbe erwartet hat. Nämlich dass Nick den Spieß umdreht und sich nun an Amy rächt. Schließlich galt Nick monatelang als gewalttätiger Ehemann, Lügner, vielleicht sogar Mörder seiner Ehefrau und war großem mentalen Stress und der Anfeindung von ganz Amerika ausgesetzt. Aber nein, nichts passiert. Amy wird mittels Nicks eingefrorenem Sperma schwanger und er kann nichts anderes tun, als die Fassade aufrechtzuerhalten und die Rolle des glücklichen Ehemanns zu spielen. Und als man noch fast seine Rache erwartet, ist der Film vorbei.

Leider dauerte es bei mir eine Weile, bis ich in den Film hineingefunden habe. Bis zu dem Zeitpunkt, in dem Amys wahre Absichten klar werden und man erfährt, dass sie alles nur erfunden hat, ist man ein passiver Zuschauer. Dank Amys gefälschten Tagebucheinträgen wünscht man Nick die Pest an den Hals und die Tatsache, dass er nach Amys Verschwinden keinerlei Trauer zu zeigen scheint und weiter Kontakt zu seiner Affäre pflegt, trägt nicht gerade dazu bei, dass man Mitleid mit ihm hat. Doch dann kommt der der kleine Mindfuck in Form von der totgeglaubten Amy, die erzählt, dass sie alles inszeniert hatte, um sich an ihrem Ehemann zu rächen, der keine Kinder haben wollte und ihr einfach überdrüssig geworden war. Ab diesem Zeitpunkt hatte der Film meine Aufmerksamkeit und entpuppte sich als ziemlich guter Thriller, auch wenn die erste halbe Stunde enttäuschend langweilig war. 

Fazit: Der Twist nach dem ersten Drittel des Films rettet den anfangs drögen Film in einen professionellen Thriller, der jedoch nicht an Finchers Meisterwerk "Sieben" herankommt. Die Schauspieler sind gewohnt gut, obwohl ich von Rosamund Pike (Amy) restlos begeistert war und sie wenigstens eine Oscar-Nominierung verdient hat. 

Sonntag, 12. Oktober 2014

Hüter der Erinnerung - The Giver [2014]


Ich muss ein paar Dinge anmerken, bevor ich mich völlig blamiere. Ich habe noch nie etwas von dem Film gehört, keine Trailer gesehen und dementsprechend nicht das Buch gelesen. Ich bekam den Film in einer Sneak Preview im Originalton vorgesetzt und war absolut nicht auf den Film vorbereitet. Zum Glück, denn ansonsten hätte ich mir den Film wohl nie im Leben angesehen. 


Ich will nicht allzu sehr auf die Handlung eingehen, sondern viel mehr beschreiben, warum ich den Film sogar als ziemlich gut empfand. Ich habe auch die Buchvorlage nicht gelesen, daher kann ich mich nur auf den Film stützen. Was mir am besten am Film gefallen hat, sind wohl die unglaublich schönen Bilder. Die Hauptperson Jonas wächst in einer grauen Welt auf, der jegliche Farben genommen wurden. Die Menschen empfinden keine Gefühle, kennen weder Hass noch Krieg, aber auch keine Liebe. Jonas wird von der Chefältesten dazu auserkoren, der zukünftige Hüter der Erinnerung zu werden und wird damit zu der einzigen Person in der Gesellschaft, die weiß, wie die Welt vorher ausgesehen hatte. Die Bilder bekommt er vom aktuellen Hüter der Erinnerung vermittelt. Was er sieht, ist so schön und in so bunte Bilder gehüllt, dass ich ebenso wie Jonas darüber nur staunen konnte. 


In der Hauptrolle wurde ein unbekannter Jungschauspieler namens Brenton Thwaites engagiert, seine beiden besten Freunde sind ebenfalls unbekannte Darsteller, bringen aber frischen Wind in den Cast, der aus bekannten Schauspielern besteht. Jeff Bridges spielt den in die Jahre gekommenen Hüter der Erinnerung, der im Originalton fast nicht zu verstehen war, sein Gemurmel empfand ich als noch unverständlicher als in "True Grit". Meryl Streep spielt die Antagonistin des Films und wirkt darin so böse, wie es eine Frau nur sein kann. Alexander Skarsgaard und Katie Holms runden den Cast auf und spielen Jonas' gefühllose Zieheltern, die man des öfteren am liebesten eine reinhauen wollte.


In der Tat gefiel mir der Film so gut, dass ich aus den Wolken fiel, als ich erfuhr, dass es sich um eine Teenieverfilmung handelte. Und ich stehe dazu, "The Giver" war ein sehr schönes Filmerlebnis und bei weitem die beste Sneak, die ich seit langer Zeit erleben durfte. Und da ich Filme leidenschaftlich gerne subjektiv bewerte, gebe ich dem Film 8 Punkte.

Samstag, 11. Oktober 2014

Der Mohnblumenberg [2011]


"Der Mohnblumenberg" von Goro Miyazaki gilt gemeinsam mit "Wie der Wind sich hebt" von Anime-Altmeister und Goros Vater Hayao Miyazaki als einer der letzten Filme aus der traditionsreichen Filmschmiede, die vor einiger Zeit verkündet hatte, sich vorübergehend aus dem Geschäft zurückzuziehen. Für Animefans ist dies natürlich ein herber Verlust, denn das Studio Ghibli besitzt spätestens seit "Chihiros Reise ins Zauberland" auch in Europa und Nordamerika zahlreiche Fans. 

Aber ähnlich wie bei "Wie der Wind sich hebt" hatte ich auch beim "Mohnblumenberg" das Gefühl, dass sich die Magie bei Ghibli langsam abnützt. Anstatt ihre Zuschauer in magische Welten der japanischen Mythologie zu entführen, schufen sie in letzter Zeit zwar sehr schön anzuschauende Filme, die aber einen faden Beigeschmack besitzen. Was mir sofort aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass "Der Mohnblumenberg" einfach keine Handlung besitzt. "Wie der Wind sich hebt" konnte mich mit seiner tragischen Liebesgeschichte am Rande wenigstens noch mitreißen, aber in Goros Film fehlt mir dieser Aspekt. Die jugendliche Umi lernt eines Tages den gleichaltrigen Shun kennen und verliebt sich in ihn. Das ist kein Problem, bis sich herausstellt, dass Umis Vater eine Affäre hatte und ein Kind gezeugt hatte: Shun. Das ist natürlich ein Problem und die beiden machen sich auf, das Geheimnis um ihren gemeinsamen Vater zu lüften. Und am Rande wird das Schicksal eines Clubhauses erzählt, das abgerissen werden soll, die beiden aber alles daran setzen, das traditionsreiche Haus vor der Abrissbirne zu bewahren. 

Was ich sagen will ist, dass mich die Handlung einfach nicht reizen konnte. Die Handlung plätschert ohne große Höhepunkte vor sich hin und geht einfach zu Ende. Die Animation ist natürlich wieder einmal das Schönste, was Japan zu bieten hat - aber mich konnte die Detailverliebtheit in "Das wandelnde Schloss" viel mehr begeistern, auch wenn das Clubhaus ebenfalls sehr detailverliebt dargestellt wurde. Es fehlen markante Personen und einfach die Magie, die für mich Ghibli zu etwas ganz besonderes machen. Schade.