Sonntag, 21. September 2014

Ein Königreich für ein Lama [2000]


Das Leben von König Kuzco ist perfekt. Er hat eine Heerschar an Dienern, die ihm jeden Wunsch von den Augen ablesen und verbringt sein Leben mit Müßiggang. Doch ausgerechnet seine Beraterin Yzma will alles dafür tun, um an seinen Thron zu kommen und dies versucht sie zu erreichen, indem sie ihm ein Gift ins Essen mischt. Ihr dummer, aber liebenswerter Gehilfe Kronk hat jedoch die Flaschen vertauscht, weshalb sich Kuzco vor ihren Augen in ein Lama verwandelt. Kronk erhält den Auftrag, Kuzco zu töten, bringt es aber nicht übers Herz, weshalb er das Lama dem Bauern Patcha unterjubelt. Mit seiner Hilfe versucht er, zum Palat zurückzukehren und die Verwandlung rückgängig zu machen...

"Ein Königreich für ein Lama" ist nichts mehr als der lustigste Film von Disney. Natürlich lässt er den typischen Disney-Zauber vermissen, setzt aber ähnlich wie "Hercules" wenige Jahre zuvor auf eine hohe Gagdichte, die man in anderen Filmen des Zeichentrick-Konzerns vergeblich sucht. Während Kuzco scheinbar permanent einen coolen Spruch auf den Lippen hat, ist Yzmas Gehilfe Kronk so dumm, dass es schon wieder wehtut - aber damit viele Lacher auf seiner Seite hat. Ich habe den Film noch nie auf Englisch geschaut, aber ich denke, dass man die deutsche Übersetzung als gelungen und Michael Bully Herbig als Kuzcos Synchronsprecher als genial bezeichnen darf. Jeder Witz sitzt und wird selbst nach zehn fast fünfzehn Jahren nicht alt. 

Fazit: Der Zeichenstil ist zwar nichts Weltbewegendes, dafür punktet der Film mit seinem Humor, der keine Augen trocken lässt.

Donnerstag, 18. September 2014

Wer hat Angst vor Virginia Woolf? [1966]


Das Ehepaar Martha und George kommt früh morgens nach einer Party ins Haus zurück; man erwartet noch Gäste. Während sie auf das junge Ehepaar warten, wird bereits deutlich, dass die beiden eine zerstörerische Ehe voller Hass führen und diese auch dem anderen Partner spüren lassen. Sobald die Gäste eingetroffen sind, werden beide sofort in ihren kleinen Ehestreit eingebunden. Martha demütigt George, der als Nachfolger ihres Vaters als Leiter der Universität vorgesehen war, jedoch nie genug Ehrgeiz besessen hatte. George andererseits zielt mit einer Attrappe eines Gewehrs auf seine Frau und dreht sich mit der Frau seines Gastes so lange im Kreis und singt "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" bis ihr schlecht wird. 

Je weiter die Nacht voranschreitet und je mehr Alkohol konsumiert wird, wird der Ehestreit mit immer härteren Mittel geführt. Der Sohn von George und Martha wird ins Spiel gebracht, was George überhaupt nicht passt. Martha versucht zunehmend, ihren gutaussehenden und jungen Gast zu verführen, während George tatenlos zusehen muss und ihm nichts anderes übrig bleibt, als Marthas Fantasien über ihren gemeinsamen Sohn zunichte zu machen. Schon die ersten Minuten von "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" zeigen dem Zuschauer, was ihn erwartet. Martha schnauzt ihren Ehemann an, dieser reagiert abwesend, resignierend und scheinbar an den Psychoterror gewöhnt. Sobald die Gäste eintreffen, wird es noch schlimmer. Sie schaffen es, das junge Ehepaar gegeneinander aufzuhetzen und halten schlussendlich sogar zusammen und wirken wie ein eingespieltes Team. Man fragt sich, ob es schon mehrere solcher Abende mit Gästen gegeben hat, die man psychisch bloßgestellt hatte. Das junge Ehepaar kann sich nicht helfen, und verlässt völlig fertig und zerstört das Haus, nachdem sie mehrere Stunden in deren Gesellschaft verbringen musste. 


Was mich an diesem Film so faszinierte, war der abgrundtiefe Hass, der Martha und George zwar trennt, aber dennoch zusammenschweißt, wie man sieht, wenn sie sich gegen ihre Gäste verbünden. Man fragt sich, wie es so weit kommen konnte. Martha gibt einmal zu, dass sie George wirklich geliebt hatte - was man nicht glaubt, wenn man sieht, wie sie mit ihrem Mann umspringt. Sie beleidigt George wo es nur geht und stellt ihn in einer Tour bloß. George ist aber auch kein ungeschriebenes Blatt, wie man im Laufe des Films feststellen muss. Ist er zu Beginn nur der arme Mann, der ständig einstecken muss, ist er es aber, der den Psychokrieg erst recht in Gang bringt. Nachdem er befindet, dass sich seine Frau und er genügend beleidigt hätten, eröffnet er mit dem Spiel "Get the Guests" den Psychokrieg und bewiesdamit , dass er viel sadistischer ist als Martha, die ihren Mann "nur" beleidigt. 

Martha und George werden von Elizabeth Taylor und Richard Burton gespielt, ein Ehepaar, das seinerzeit für seine legendären Streitereien und Trennungen bekannt war. Sie spielen das selbstzerstörerische Ehepaar so gut, dass man sich fragt, wie viel sie selber spielen mussten und wie viel sie von ihren Streiten gewöhnt waren. Hinzu kommen die exzellenten Dialoge, ohne die der Film nur halb so gut wäre. "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" ist für mich ein hervorragendes Beispiel für ein Kammerspiel, denn der Film spielt sich meistens im Haus oder im Garten des Ehepaares ab und beinhaltet nur vier Personen (eine Ausnahme ist ein Besuch in einer Bar, wo der Inhaber und seine Frau einen kurzen Auftritt haben). Ein Film, der selbst nach fünfzig Jahren nichts von seiner Wirkung verloren hat.