Dienstag, 3. Juni 2014

Rain Man [1988]


Als eines Tages der Vater stirbt und seinem Sohn Charlie "nur" seinen heiß geliebten Oldtimer und seine preisgekröhnten Rosen erbt und dieser erfährt, dass sein Vermögen im Wert von drei Millionen Dollar an einen anonymen Nutznießer gegangen ist, setzt Charlie alles daran, den Nutznießer ausfindig zu machen. Wie es sich herausstellt, handelt es sich dabei um eine Einrichtung, die von geistig beeinträchtigten Menschen bewohnt wird. Einer von ihnen, so muss Charlie erfahren, ist sein älterer Bruder Raymond, der nicht lange nach Charlies Geburt in diese Einrichtung gegeben wurde. Er beschließt kurzerhand, Raymond zu entführen und die Hälfte des Vermögens zu erpressen...

Bevor ich diesen Film bewerte, möchte ich noch anmerken, dass "Rain Man" noch vor wenigen Jahren mein absoluter Lieblingsfilm war. Ich hatte ihn zufällig im Fernsehen gesehen und verliebte mich sofort in die Charaktere. Von da an war Dustin Hoffman wie ein Gott für mich und ich verschlang alles, was ich von ihm in die Finger kriegen konnte. Der Film war emotional und es war schön zu sehen, dass die Academy eine ähnliche Meinung von Hoffmans Schauspiel hatte. 

Jetzt habe ich mir "Rain Man" nach langer Zeit wieder einmal angesehen. Das Problem ist, dass mich der Film einfach nicht mehr begeistern kann. Nun wirkt alles plötzlich aufgesetzt, Hoffmans Spiel ist zwar noch genauso gut, aber hat ihren Reiz verloren, sodass man ihn wie Charlie manchmal genervt zum Schweigen bringen möchte. Die Handlung wirkt nun ziemlich träge, da der Tagesablauf von Raymonds nervigen Ritualen, ohne die er sich eben kein geregeltes Leben vorstellen kann, mir irgendwann auf die Nerven ging. Und Charlie Babbitt ist nicht viel besser als sein Bruder. Ständig denkt er nur an sein mies laufendes Autogeschäft an der Ostküste und hat nur wenig Geduld mit seinem Bruder - und scheinbar hat er vorher noch nie etwas von Autismus gehört.

Aber bevor ich so lange herumhate, bis es unmöglich ist, meine doch ziemlich gute Bewertung zu erklären, höre ich lieber auf. Denn auch wenn man Raymond manchmal am liebsten ordentlich durchschütteln würde, macht Dustin Hoffmans Darstellung jeden Makel wieder wett. Er hat so viel Herzblut und all sein Können in diese Rolle gesteckt, und dass er von der Academy dafür mit einem Oscar belohnt wurde, freut mich. Nichtsdestotrotz kann ich diesen Film jeden ans Herz legen, denn wer darauf steht, kann mit der ungewöhnlichen Geschichte von zwei Brüdern einiges anfangen.

Sonntag, 1. Juni 2014

Serien Review: Fargo


Normalerweise schreibe ich zu Serien keine Kritiken, meistens deshalb, weil die Serie schon jeder kennt und weiß, dass sie gut ist. Beispiele hierfür sind etwa Breaking Bad oder Six Feet Under, die schon seit Jahren Kultstatus genießen. Nein, heute möchte ich eine Serie ansprechen, die mir sehr am Herzen liegt, und das, obwohl ich sie erst seit wenigen Wochen kenne. Die Rede ist von Fargo, die zurzeit noch im US-Fernsehen läuft - und der Name sollte bei Filmfans ein Klingeln verursacht haben denn: Fargo teilt seinen Namen nämlich mit dem bekannten Film Noir der Coen-Brüder, und das kommt nicht von ungefähr. Tatsächlich haben Film und Serie viele Gemeinsamkeiten und die Coen-Brüder sind als Produzenten mit an Bord. Aber wer jetzt denkt, dass die Serie nur eine längere Neuverfilmung des Originals ist, der irrt, denn die Serie bietet ein eigenständiges Universum, mit komplett neuen Figuren und Handlungen.


Dreh- und Angelpunkt der Serie ist das verschlafene Städtchen Fargo, das im Winter quasi ständig mit einer Eisschicht bedeckt ist und so schon mal die trostlose Stimmung schafft, die sich durch die ganze Serie zieht. Lester Nygaard (gespielt von Martin Freeman) ist ein Verlierer, wie er im Buche steht. Seine Frau hasst ihn, sein Bruder verleugnet ihn und auch er selbst findet sein Leben trostlos. Sogar sein ehemaliger Peiniger aus der Schule macht ihn vor seinen Söhnen lächerlich und sorgt dafür, dass sich Lester aus Angst die Nase blutig schlägt. Im Krankenhaus vertraut er sich einem mysteriösen Fremden (Billy Bob Thornton) an und dieser schließt daraus, dass dem Peiniger etwas Schreckliches zustößen müsse. Er bietet Lester an, Hess zu töten. Lester gibt jedoch nur eine unverbindliche Antwort. Als jedoch Hess am nächsten Tag ermordet aufgefunden wird und Lester im Affekt seine Frau mit einem Hammer erschlägt, ist das Chaos komplett und in der verschlafenen Kleinstadt ist nichts mehr so, wie es war...


Schon diese Ausgangssituation las sich im Internet so interessant, dass ich sie mir sofort anschauen musste. Und ich war nicht enttäuscht: Fargo ist eine ruhige, kleine Serie, die aber einiges auf dem Kasten hat. Etwa das ständig wachsende Mysterium um Lester Nygaard, der es schafft, sich herauszureden, aber trotzdem immer im Verdacht steht, seine Frau getötet zu haben - und so für energische Polizisten, die an die Wahrheit kommen wollen, und für Auftragskiller das perfekte Ziel bietet. Eine weiter Hauptfigur ist Lorne Malvo, der mysteriöse Mann, der eines Tages in Fargo auftaucht und dort mit diversen Morden Unruhe stiftet. In meinen Augen ist Malvo klar die interessanteste Figur im Fargo-Universum. Er ist ein stoischer Mann, scheinbar ohne Skrupel und Gefühle. Gleichzeitig schaffen es die Macher, dass man Malvo nicht verfluchen will für all das Leid, das er verursacht, sondern man findet Gefallen an diesem mysteriösen Fremdling. Er scheint hochintelligent und reagiert herablassend auf die dummen Menschen um ihn herum, indem er sie auf intelligente Art und Weise bloßstellt, sodass nur der Zuschauer etwas zum Schmunzeln hat. Dieser Faden mit schwarzem Humor zieht sich durch die Serie und lässt sich in jeder Episode finden. 




Interessant war, dass diese Rolle mit Billy Bob Thornton besetzt wurde. Im Nachhinein aber passt der Schauspieler zu seiner Rolle wie die Faust auf's Auge und ich habe das Gefühl, dass die Figur Lorne Malvo eine ähnlich epische Person werden könnte wie Tony Soprano oder Walter White. Ach, was soll ich sagen: Billy Bob Thornton ist mit der beste Grund, sich die Serie anzusehen. Aber auch die anderen Schauspieler machen einen tollen Job. Martin Freeman etwa durfte sich einen American Accent aneignen und mit Lester einen Mann spielen, dessen Leben komplett umgeworfen wird und er sich nach und nach verändert - wie Walter White, nur wird die Klasse hier nicht erreicht. Allison Tolman spielt die engagierte Polizistin Molly Solverson, die zusammen mit dem Polizisten Gus Grimly (Colin Hanks) hinter Malvo her ist und von Anfang an an Lesters Unschuld am Tod seiner Frau zweifelt. Außerdem wäre da noch das schräge Pärchen Mr. Numbers und Mr. Wrench, die hinter Malvo her sind und sich aufgrund von Mr. Wrenchs Taubheit nur mit Zeichensprache verständigen - herrlich komisch! 

Auch wenn dieser Kommentar nicht ganz so professionell ist wie andere im Internet, ist die Message hoffentlich klar verständlich: Fargo ist meiner Meinung nach jetzt schon eine hervorragende Serie (bei gerade mal sieben erschienenen Episoden), die das Zeug zum Überraschungshit hat und mit Lorne Malvo eine der fazinierendsten Serienfiguren im US-amerikanischen Fernsehen besitzt.