Freitag, 25. Oktober 2013

Prisoners [2013]


"Prisoners" wird aktuell als einer der besten Filme des Jahres, ja, wenn nicht sogar als der beste Film des Jahres 2013 gehandelt und in Puncto Spannung mit Finchers "Sieben" verglichen. Auch ich hab mir "Prisoners" zu Gemüte geführt und ging danach mit einem merkwürdigen Gefühl aus dem Kino. Bis ich im Internet die durchwachsenen Kritiken gelesen hatte, wusste ich nicht genau, was mich am Film gestört hatte, aber jetzt weiß ich es.


"Prisoners" besitzt einen extrem guten Einstieg, der recht schnell und ohne Vorgeplänkel in das Geschehen einführt. Die beiden Töchter der Familien Dover und Birch verschwinden an Thanksgiving spurlos. Während der engagierte Polizist Detective Loki versucht, das Verbrechen aufzudecken und die Mädchen zu finden, wählt einer der Väter, Keller Dover, seinen eigenen Weg und kidnappt kurzerhand den einfältigen Sonderling Alex Jones, der zuletzt in der Nähe der Mädchen gesehen wurde, aber vom Polizei mangels Beweise wieder auf freien Fuß gesetzt wurde. Er hält Jones in einem unbewohnten Haus gefangen und plant, ihn so lange zu foltern, bis er den Aufenthaltsort seiner Tochter preisgibt...
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So eine Kidnapper-Story stellt man sich ja sehr spannend vor. Detective Lokis Polizeiarbeit auf der einen Seite, der verzweifelte Familienvater Keller auf der anderen Seite, der mit seiner Selbstjustiz die Grenze zum Verbrecher zu überschreiten droht. Wie weit darf man gehen, wenn es um das Wohl der eigenen Tochter geht? Darf Folter erlaubt sein? Diese Ansätze sind zwar interessant, werden aber leider im Film gar nicht behandelt. Nach dem starken Anfang beginnt die Handlung etwas abzuflachen. Klar, Keller und Loki treten in Aktion, aber von Spannung kann nie die Rede sein. Nur am Ende, nachdem der Film die ganze Zeit über den Zuschauer verarscht hatte und einen Täter völlig aus dem Nichts herbeizauberte, kommt ein bisschen Spannung auf und das offene Ende ist ebenso grandios, aber leider habe ich mir nach all den Lobpreisungen einfach mehr vorgestellt.
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Handwerklich ist "Prisoners" ein sehr guter Film geworden. Die Atmosphäre ist trostlos-düster, die Bilder sehr schön geworden, der Score fällt angenehm auf und die Schauspieler sind sowieso toll, das wusste man schon vorher. Jake Gyllenhaal, Hugh Jackman, Paul Dano und Melissa Leo, die wichtigsten Figuren wurden alle mit hochkarätigen Schauspielern besetzt. Während Leo etwas blass bleibt und von Dano nicht viel zu sehen ist, fand ich die Hauptpersonen Gyllenhaal und Jackman am besten, wobei Jackman teilweise zu sehr overacted. Genauso übertrieben fand ich die sinnlos zur Schau gestellten Folterszenen zwischen Keller und seinem Opfer Alex Jones. Mit menschenunwürdigen Methoden versucht er, die Wahrheit aus dem vermeintlichen Täter herauszupressen. Und wenn man am Ende erfährt, dass Jones nie der Schuldige war, findet man diese Folterszenen umso grausamer und sinnloser. Unterm Schnitt ein tolles Drama geworden, doch so grandios, wie ihn alle finden, ist er nicht - und mit über 150 Minuten Laufzeit zudem für eine so einfache Handlung viel zu lange geraten.

Mittwoch, 23. Oktober 2013

Benny & Joon [1993]


Mal davon abgesehen, dass der Film mit "Benny & Joon" einen der dümmsten und einfachsten Filmtitel überhaupt besitzt, ist daraus eine wirklich sehenswerte Tragikomödie geworden. Benny und Joon sind ein Geschwisterpaar, das im Kindesalter ihre Eltern bei einem Verkehrsunfall verloren hatte und seitdem wie ein Team zusammenhält. Aber besonders Benny hat unter der Situation zu leiden, insofern dass er sein ganzes Leben auf seine psychisch kranke Schwester Joon ausrichtet und dabei kein eigenes Leben führen kann. 

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Alles ändert sich, als Joon eines Tages beim Poker den Cousin eines Bekannten "gewinnt". Dabei handelt es sich um Sam, einen Sonderling, der wenig spricht, altmodische Klamotten trägt und gerne Kunststückchen aufführt, die an die Filme von Charlie Chaplin und Buster Keaton erinnern. Während Benny nicht die Absicht hat, Sam wirklich bei sich aufzunehmen, ist Joon vom ersten Moment an von Sam fasziniert und da wundert es natürlich niemanden, dass sich die beiden allmählich näher kommen und schließlich lieben lernen. 
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Ein Wohlfühlfilm mit traurigen Untertönen, die sich aber sehr gut eingliedern und Teil des Weges sind, den die Charaktere zurücklegen zu müssen. Besonders Johnny Depp als Sonderling Sam fällt positiv auf. Noch hatte er es noch nicht nötig, sich bis zur Unkenntlichkeit zu schminken und affig herumzuhüpfen, sondern demonstriert mit seinem Können eine Verbeugung vor Chaplin und Keaton. Aber auch das Geschwisterpaar, gespielt von Mary Stuart Masterson und Aidan Quinn können auf ganzer Länge überzeugen, nebst einer bezaubernden Julianne Moore als Bennys Love Interest. Außerdem zeigte der Film mit seinem ungewöhnlichen Liebespaar (einfältiger, aber liebenswürdiger Mann und psychisch kranke Frau), dass auch weniger intelligente Menschen in demselben Maße Liebe empfinden können, wie die intelligenten.

Basil, der große Mäusedetektiv [1986]


"Basil, der große Mäusedetektiv" ist einer meiner Disney All-Time-Favourites und ich finde es ehrlich gesagt schade, dass dieser Film immer einen Nischenstatus inne hat, obwohl er doch so grandios ist. Angefangen von der Anfangsszene, in dem Olivia Hampelmanns Vater von Greifer entführt wird (die ich als Kind natürlich besonders bedrohlich fand) bis zu Basils erstem Auftreten, der Ausflug in die Bar oder in das Spielzeuggeschäft; der Film macht tatsächlich so Spaß, dass ich nicht verstehen kann, wie "Basil" immer schändlich übergangen wird, wenn man die besten Disney-Filme aufzählen möchte. 
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"Basil" ist, wie es das Cover schon vermuten lässt, ein Disneyfilm, der im Sherlock-Universum angesiedelt ist. Basil ist der große Meisterdetektiv, Doktor Wasdenn sein schusseliger Begleiter und Kriegsveteran, Olivia Hampelmann das traurige Mädchen in Not, das seine Hilfe benötigt. Basil interessiert sich nur wenig für die Sorgen des Mädchens, doch als er erfährt, dass ihr Vater von einer Fledermaus entführt wurde, erkennt er in ihm den Helfer seines großen Erzfeindes Rattenzahn. Dieser führt natürlich Böses im Schilde: Anlässlich zum Jubiläum der Mäusekönigin (das Äquivalent zur britischen Königin) entführt er den Spielzeugmacher Hampelmann und lässt ein Gegenstück der Königin bauen, um die Herrschaft über das (Mäuse)-Großbritannien an sich zu reißen. Basil setzt natürlich alles daran, Olivias Vater zu retten und Rattenzahns Pläne zu durchkreuzen.
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Ein weiterer Grund, warum "Basil" ein so unpopulärer Film ist, könnten die vielen erwachsenen Elemente sein. "Basil" ist düster, beginnt mit einer (für Kinder) dramatischen Entführung, Basil und Doktor Wasdenn besuchen eine Bar, in der sich eine Mäusefrau entkleidet und fast schon zu strippen beginnt und beinhaltet zudem zum Schluss eine vermeintliche Sterbeszene, in der Basil gemeinsam mit Rattenzahn in die Tiefe fällt. Nichtsdestotrotz ein äußerst sehenswerter Disneyfilm, der mir selbst als Erwachsener noch gefiel.

Asterix erobert Rom [1976]


Wer kennt sie nicht, die Asterix-Filme? Nicht jeder mag sie, aber dafür kennt sie jeder: Die zwei unermüdlichen und sympathischen Gallier Asterix und Obelix, deren Dorf dank dem ominösen Zaubertrank seit Jahren den Römern unter der Herrschaft Julius Cäsars standzuhalten vermag. "Asterix erobert Rom" ist der dritte Asterix-Film und ist gleichzeitig der einzige Film, der sich nicht an die Comicvorlage hält bzw. eine völlig eigenständige Handlung besitzt, die sogar mit dem endültigen Sieg der Gallier über die Römer endet, während im nächsten Film wieder der Status Quo hergestellt wird.
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Nachdem die Römer wieder eine besonders verheerende Niederlage gegen das widerspenstige gallische Dorf erlitten hatten, kommen Julius Cäsar und seine Berater zu dem Schluss, dass es sich bei den Galliern um Halbgötter handeln muss. Cäsar stellt eine Liste von zwölf Aufgaben zusammen, die sie zu erfüllen haben, um ähnlich wie Herakles als Gott für würdig befunden zu werden. Natürlich melden sich Asterix und Obelix freiwillig, um sich den abwechslungsreichen und witzigen Aufgaben zu stellen. Gemeinsam mit Gaius Pupus, der den rechtmäßigen Ablauf der Aufgaben und deren Erfüllung gewährleisten muss, schaffen es die zwei Gallier, alle Aufgaben zu erledigen. 
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Die zwölf Aufgaben gestalten sich als angenehm abwechslungsreich und kurzweilig, wobei sich Asterix und Obelix abwechseln und auch als Team agieren dürfen. Besonders positiv in Erinnerung geblieben sind mir Obelix' Fressorgie, bei der er die Vorratskammer des Küchenchefs leert und sich danach aufregt, nach der Vorspeise sitzen gelassen worden zu sein; ihr Besuch beim Hypnotiseur, der von Asterix so verwirrt wird, dass er sich selbst hypnotisiert oder etwa der legendäre Besuch im Haus, das Verrückte macht. Obwohl ich mich bei einigen Aufgaben langweilte, einfach weil ich den Film seit meiner Kindheit schon so oft gesehen habe (besonders die große Zirkusattraktion am Ende ist mir ein Gräuel), aber nichtsdestotrotz ist "Asterix erobert Rom" neben "Asterix und Kleopatra" mein Liebling unter den Asterix-Filmen.

Sonntag, 20. Oktober 2013

Der Eissturm [1997]

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"Der Eissturm" spielt zu Beginn der 70er Jahre, als die Sexuelle Revolution auch endlich in den Häusern der Vorstadt angekommen sind. Kinder werden frühreifer und interessieren sich bereits im jungen Alter für Sex, frustrierte Ehepaare suchen sich den Sex in fremden Betten. Ang Lee beschäftigt sich eingehend mit zwei befreundeten Familien: die Hoods und die Carvers. Während Ben Hood (Kevin Kline) mit Janey Carver (Sigourney Weaver) eine Affäre am Laufen hat, interessieren sich die beiden Carver-Kinder für die frühreife Tochter der Hoods, die herausragend von Christina Ricci gespielt wurde. 
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Man kann es so sagen: Sex und der damit einhergehende Verfall der guten, alten Werte, die in der ehemals prüden Gesellschaft vorherrschten, sind die wichtigsten Themen im Film. Daher darf man auch beinahe zwei Stunden lang dabei zusehen, wie Mr. Hood und Mrs. Carver sich zunehmend anzicken, Mrs. Hood langsam Verdacht schöpft, der Sohn der Hoods in New York versucht, seinen Schwarm ins Bett zu kriegen und die beiden Jungs der Carver immer hinter Christina Ricci her sind. Dass einer der beiden Jungs von einem sehr jungen Elijah Wood, und der Sohn der Hoods von einem pubertierenden Tobey Maguire gespielt werden, macht leider überhaupt keinen Unterschied.
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Andere sehen diesen Film als meisterliche Gesellschaftsstudie und loben Ang Lees Feingefühl in Bezug auf die verschiedenen Charaktere und deren Wünsche. Ich jedoch, ich gebe es ganz ehrlich zu, hab mich meistens einfach nur gelangweilt und blieb nur am Ball, weil ich keinen Film in der Mitte abbrechen möchte. Die Thematik an sich hat mich einfach nicht interessiert, auch wenn ich Christina Ricci und Kevin Kline als etwas überforderter Familienvater grundsätzlich gelungen fand.

Samstag, 19. Oktober 2013

Brügge sehen... und sterben? [2008]


Brügge. Eine Stadt im Nordwesten von Belgien, eine Stadt, die mit ihrem mittelalterlichen Stadtkern wie in der Zeit stehen geblieben wirkt. Zwar wurde der Stadtkern vor einigen Jahren von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt, aber das interessiert Ray wenig. Ray und Ken werden nach einem schief gelaufenen Mordanschlag von ihrem Boss Harry nach Brügge beordert, wo sie auf eine Nachricht von ihm warten müssen.
Ken versucht die Wartezeit mit Sightseeing durch die mittelalterliche Stadt zu überbrücken und scheint dabei Spaß zu haben, während ihm Ray mit missmutiger Miene und Laune folgt und ums Verrecken nicht verstehen kann, wie jemand freiwillig nach Brügge fahren kann, dem letzten Ort, der ihm zu besuchen eingefallen wäre. 
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Die erste halbe Stunde ist nur die Einführung, in der man sich mit den beiden Hauptfiguren bekannt machen kann. Ken (Brandon Gleeson) ist der ältere von beiden und auch der reifere, während der gebürtige Ire Ray (Colin Farrell) seine Wartezeit lieber in diversen Bars absolviert. Hier lernt er auch die schöne Chloe kennen, mit der er sich über einen bestimmten kleinwüchsigen Menschen lustig macht, der des öfteren ihren Weg kreuzt.
Als Harry  (Ralph Fiennes) schließlich anruft, bringt er schlechte Neuigkeiten: Weil Ray in der Mission davor neben einem Pater auch versehentlich ein unschuldiges Kind erschoss, erhält Ken den Auftrag, seinen Partner zu töten... 
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Der Film hat zwar einen sehr ruhigen Einstieg, in dem er seine beiden Hauptcharaktere vorstellt, doch gerade die Kommentare, die Ray in diesen ersten dreißig Minuten abgibt, sind die lustigsten des ganzen Filmes. Es ist aber ein sehr schwarzer Humor, wie ich wohl nicht mehr anmerken muss. Danach bekommt die Story einen kleinen dramatischen Unterton, als Ray mehr und mehr an das von ihm getötete Kind denken muss und sich nur einen Weg vorstellen kann, den Selbstmord, wovor ihn Ken, der ihn im selben Moment lustigerweise erschießen wollte, abhalten kann. Danach wird es nochmal rasant, als Harry höchstpersönlich nach Brügge kommt, um mit beiden für ihren Verrat abzurechnen. Das macht dann zwar Spaß und der Film gewinnt endlich an Fahrt, aber so richtig hundertprozentig überzeugen konnte es mich auch nicht. Alles wirkt ein bisschen zu independent, die ruhigen Bilder, das kühle Spiel der Darsteller. Fiennes' Overacting vermag diesen Eindruck nur ein bisschen herauszureißen. 
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Meiner Meinung nach plätschert der Film einfach viel zu lange vor sich hin und sogar die Actionszenen sind ruhig gehalten, weshalb ich mich ziemlich gelangweilt fühlte. Schade, denn "Brügge sehen... und sterben?" ist ganz klar eine kleine Perle, so unbekannt wie der ist. Und eines möchte ich noch anmerken: Fiennes und Gleeson spielen gewohnt gut, aber Colin Farrells zum Bersten mit sarkastischen und schwarzhumorigen Zitaten vollgespickter Charakter konnte mich am meisten überzeugen.

Samstag, 12. Oktober 2013

Prechtl stellt ihre momentanen Lieblingsfilme vor

Die Überschrift ist ziemlich selbsterklärend, oder? Vor kurzem habe ich die Top 50 der besten Filme aller Zeiten meiner geschätzten Kollegen von "CinemaForever" gelesen, die bis jetzt zwei der fünf Autoren des Blogs veröffentlicht hatten. Da ich mir jedoch nicht anmaße, bei gerade mal knapp 700 gesehenen Filmen eine Liste der Top 50 der besten Filme aller Zeiten erstellen zu können, möchte ich stellvertretend eine Top 10 meiner momentanen Lieblingsfilme vorstellen, die gleichermaßen All-Time-Favourites und exzellente Neuentdeckungen (zumindest für mich) aufweist. Doch nun genug davon, hier kommen meine derzeitige Top 10 meiner Lieblingsfilme.

Platz 10: "Geständnisse" (JP 2010) von Tetsuya Nakashima


Das ist typisch für mich: Ich kaufe mir einen Film, weil er bei Moviepilot mit Lob und hohen Bewertungen überhäuft werde, und hab dann bei der Sichtung meistens keine Ahnung, worum es in dem Film geht. Im Fall von "Geständnisse" ist dies ein Vorteil, da der Film einige Überraschungen für den Zuschauer parat hat. Alles beginnt mit einer Lehrerin, die vom Mord an ihre kleine Tochter erzählt und zwei Schüler in ihrer Klasse der Tat beschuldigt. Doch das ist nicht alles: Sie hat HIV-positives Blut in die Milch der beiden Täter gemischt, doch stellt dies nur den Anfang eines perfiden Rachefeldzuges dar... Kaum ein anderer Film konnte mich so schocken und vor Augen führen, wie gemein Kinder doch sein können.

Platz 9: "Warrior" (US 2011) von Gavin O'Connor


"Warrior" ist viel mehr als nur ein gewöhnlicher Boxerfilm, in denen sich zwei Kontrahenten den Schädel einschlagen. Vielmehr wie ein Drama ausgelegt, behandelt er das zerbrochene Verhältnis von zwei Brüdern, die sich nach Jahren miteinander und ihrem ehemals alkoholkranken Vater auseinandersetzen müssen. Natürlich ist "Warrior" immer noch ein Boxfilm, in dem viel trainiert und gekämpft wird, doch diese Szenen sind sehr gut choreographiert, sodass es mir als Sportmuffel praktisch nie langweilig wurde. Während mir bei "Rocky" und "Wie ein wilder Stier" ein bisschen die Bindung zu den Personen fehlte, fühlte ich mich bei den unterschiedlichen Brüdern Brandon und Tom sofort wie zuhause. Das Ende ist zwar etwas too much, aber das kann man leicht verschmerzen, weil der Rest einfach unfassbar mitreißend ist.

Platz 8: "Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford" (US 2007) von Andrew Dominik


Selten habe ich einen Film gesehen, der so ruhig und fast schon passiv dahinplätschert, aber gleichzeitig eine Sogwirkung erzeugt, der man sich nicht entziehen kann. Der Film mit dem abartig langen Titel handelt, wie nicht anders zu erwarten, von dem berühmten Banditen Jesse James (Brad Pitt), der gemeinsam mit seiner Bande diverse Überfälle durchgeführt hatte. Sein späterer Widersacher Robert Ford (hervorragend besetzt mit Casey Affleck) ist ein großer Fan von der damals schon romantisierten Heldenfigur Jesse James, der von den Reichen nahm und es den Armen gab. Als er den richtigen Jesse James, ein paranoides Wrack, kennenlernt, ist er enttäuscht und beschließt, Jesse James zu töten und dadurch zu Ruhm und Ehre zu gelangen.

Platz 7: "Barry Lyndon" (GB 1975) von Stanley Kubrick

 
Nachdem Kubrick ein gefeiertes Meisterwerk nach dem anderen ablieferte und mit massenhaft Preise überschüttet wurde, nahm dies mit "Barry Lyndon" plötzlich ein Ende. Dies liegt wohl daran, dass Kubrick mit diesem Märchen ein extrem ambitionierter Film gelungen ist, der wohl nicht für jedermanns Geschmack ist. Während sich andere an dem ruhigen Setting langweilen, hätte ich nicht begeisterter sein können. In wunderschön fotografierten Bildern, die man ohne weiteres in ein Museum hängen könnte, erzählt Kubrick die Geschichte des mittellosen Redmond Barry, der nach vielen Kriegen und Erlebnissen endlich mit der Heirat einer reichen Adeligen sein Ziel erreicht zu haben scheint - nur umso tiefer zu fallen. Müsste ich meinen Lieblings-Kubrick wählen, wäre es dieser hier, denn Kubrick hat hiermit sein persönliches, unterschätztes Meisterwerk geschaffen.

Platz 6: "Prinzessin Mononoke" (JP 1997) von Hayao Miyazaki


Hayao Miyazaki, das Regie-Wunder hinter Ghibli, hat zahlreiche Meisterwerke geschaffen, die sich zu Recht einer großen Fangemeinschaft erfreuen. Müsste ich meinen persönlichen Lieblingsfilm wählen, wäre es zu 100% "Prinzessin Mononoke", denn meiner Meinung nach war Ghibli davor und danach nie besser. Schon seitdem ich ein Kind war und den Film zum ersten Mal gesehen habe, habe ich ihn fest in mein Herz geschlossen. Alles an dem Film ist perfekt: Die magische Handlung, die bezaubernde Musik, der unvergleichliche Zeichenstil. Ein modernes Märchen mit einer Botschaft, die wohl nie ihre Aktualität verlieren wird. Obwohl er mit der Zeit selbst für mich etwas ermüdend wird (Stichwort: Waldgott will seinen Kopf zurück), ist in meinen Augen immer noch ein unangefochtenes Meisterwerk.

Platz 5: "Brokeback Mountain" (US 2005) von Ang Lee


Der oscarprämierte Film erzählt die Geschichte von Ennis del Mar und Jack Twist, zwei eigentlich heterosexuelle Männer, die sich während eines Sommers als Schafhüter auf dem Brokeback Mountain ineinander verlieben. Da die Bevölkerung in den USA während der 60er grundsätzlich homophob eingestellt war, trauen sie sich nicht, eine richtige Beziehung miteinander einzugehen. Sie heiraten und bekommen Kinder, können jedoch einander nicht vergessen und fahren einmal im Jahr zurück zum Brokeback Mountain, wo ihre Liebe begonnen hat. Rund 20-30 Jahre aus dem Leben der beiden wird erzählt und Ang Lee lässt nichts aus. Die glückliche Zeit, die miteinander haben, die Repressalien, die sie von homophoben Mitmenschen fürchten, die Streitereien mit Ehefrauen und Kinder, die sie nie so sehr geliebt hatten wie sich einander. Ein äußerst wichtiger Film, der zum Glück die positive Kritik erhielt, die ihm zusteht.

Platz 4: "Der mit dem Wolf tanzt" (US 1990) von Kevin Costner


Kevin Costners Mammutprojekt dauert knappe vier Stunden, ist jedoch so überraschend kurzweilig, dass die Zeit wie im Flug vergeht. John J. Dunbars Wandlung vom Nordstaaten-Offizier, der das Abenteuer und die Romantik des Wilden Westens sucht, zum geschätzten Stammesmitglied der Lakota namens Der mit dem Wolf tanzt ist faszinierend und man ist immer gespannt, was der Zuschauer und Dunbar als nächstes entdecken oder erfahren dürfen. Kevin Costner spielt die Hauptfigur, führte Regie und war der Produzent und wurde für seinen riesigen Aufwand mit sieben Oscars belohnt. Besonders gefallen hat mir die Authentizität der Indianer, die allesamt in ihrer Stammessprache sprechen und untertitelt wurden. Dazu ein toller Soundtrack und atemberaubende Bilder. Für mich ist kein Western schöner.

Platz 3: "500 Days of Summer" (US 2009) von Marc Webb


Ja, ich weiß, ein Liebesfilm. Hey, ich kann Liebesfilme normalerweise auch nicht ausstehen, aber "500 Days of Summer" ist so erfrischend anders, dass ich mich gleich beim ersten Mal in ihn verliebt habe. Nicht nur, dass er mit Joseph Gordon-Levitt und Zooey Deschanel zwei der angesagtesten Schauspieler in den Hauptrollen verpflichten konnte, sondern dass diese so ungezwungen und ehrlich ihre Rollen verkörpern, dass man sie ihnen sofort abkauft. Gordon-Levitt verkörpert den lieben und naiven Tom, der an die Liebe auf den ersten Blick glaubt und denkt, diese in Summer gefunden zu haben. Summer glaubt jedoch überhaupt nicht an die Liebe und so vergehen 500 Tage, in denen Tom wunderschöne, aber auch schmerzhafte Erfahrungen machen muss. Der Sprecher zu Beginn sagt zwar, dass dies kein Liebesfilm ist, aber glaubt mir eines: Es ist einer. Ein guter.

Platz 2: "Moonrise Kingdom" (US 2012) von Wes Anderson


Wes Anderson ist ein Regisseur, der für seine skurrilen Filme bekannt sind. Sei es eine Kinderbuchverfilmung, die komplett im Stop-Motion-Verfahren gedreht wurde, oder ein Selbstfindungstripp von Adrien Brody, Jason Schwartzman und Owen Wilson, er hat einfach ein Händchen für ungewöhnliche Handlungen und Figuren. "Moonrise Kingdom" ist auch so ein Beispiel und ist bis dato Andersons gelungenste Arbeit. Er erzählt die untypische Liebesgeschichte von zwei missverstandenen 12-jährigen, die miteinander durchbrennen und von Eltern und Gesetzeshütern gesucht/gejagt werden. Die Liebesgeschichte wirkt in keiner Sekunde aufgesetzt, sondern ehrlich und realistisch, die gemeinsamen Szenen sind unterhaltsam und einfach nur süß - ich kann es nicht anders beschreiben. Noch dazu mit typisch-bunten Bildern, ungewöhnlicher Kameraführung und einem top Soundtrack von Alexandre Desplat untermalt.

Platz 1: "Inglourious Basterds" (US 2009) von Quentin Tarantino


Quentin Tarantino hat mit "Reservoir Dogs" und "Kill Bill" noch zwei andere Lieblinge von mir gedreht, jedoch gefällt mir "Inglourious Basterds" bis jetzt am besten. Nun, woran liegt es? Es ist einfach das Gesamtpaket. Christoph Waltz, Michael Fassbender, Daniel Brühl. Die Sprachvielfalt, die Dialoge, die Musik, die Handlung, verdammt nochmal alles. Die Geschichte ist skurril und zeigt, dass Tarantino auf sämtliche Konventionen pfeift und kurzerhand Hitler und weitere hohe Tiere des NS-Regimes in einem Pariser Kino sterben lässt. Meine unangefochtene Lieblingsszene ist das Treffen der Basterds mit der Spionin Bridget von Hammersmark in der Taverne, die mit einem Ratespiel lustig beginnt, langsam bedrohlich wird und mit einer Schießerei und einem Mexican Standoff endet.

Mittwoch, 9. Oktober 2013

Mysterious Skin - Unter die Haut [2004]


"Mysterious Skin" nahm sich einem Thema an, das in der heutigen Gesellschaft zwar eine große Rolle spielt, aber leider immer noch unter den Teppich gekehrt wird. Das Thema ist Kindesmissbrauch, der zwar häufig auftritt, aber in den Medien noch immer eine Randerscheinung ist. Man will wahrscheinlich einfach nicht wahrhaben, dass freundliche Menschen aus dem Umfeld - meistens sind es Freunde der Eltern - einem Kind so etwas Schreckliches antun können. 
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Auch in "Mysterious Skin" ist das so. Neil, der als Junge schon weiß, dass er schwul ist, ist Mitglied eines Baseballteams. Der Trainer wirkt auf dem ersten Blick freundlich und zuvorkommend und Neils überforderter Mutter ist es nur recht, dass er viel Zeit mit ihrem Sohn verbringt. Neil mag seinen Trainer zwar sehr gerne, kann aber das, was mit ihm geschieht, wenn er mit ihm alleine ist, nicht einordnen. Jahre später ist aus einem netten Jungen ein jugendlicher Stricher aus Neil geworden, jemand, der mit dem Thema Sex sehr frühreif umgeht. 
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Zur gleichen Zeit verfolgt man die Geschichte von Brian, der in Neils Alter ist, aber sich von seinem Wesen völlig von ihm unterscheidet. Während Neil sehr selbstbewusst ist und weiß, was seine Freier wollen, ist Brian das krasse Gegenteil. Er ist schüchtern und sehr in sich gekehrt und ist außerdem davon überzeugt, als Kind von Aliens entführt worden zu sein. Er kann sich nur noch erinnern, dass er zum Baseballtraining ging und Stunden später mit blutender Nase im Keller seines Elternhauses wieder zu sich kam. 
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Zwei grundverschiedene Geschichten zweier unterschiedlicher Jungen könnte man meinen. Doch natürlich ist dem nicht so: Auch Brian wurde vom Trainer sexuell missbraucht und dabei von Neil unterstützt, der mittlerweile als Lockvogel für andere Jungen benutzt wird. Dabei wird aber nie ganz geklärt, wie weit der sexuelle Missbrauch ging - aber da Neil Jahre später sexsüchtig wurde und Brian die ganze Sache verdrängt hatte, bis ihm Neil am Ende des Films die Wahrheit erzählt, muss es für beide Kinder ein verstörendes Ereignis gewesen sein. Es ist eine Schande, dass es nicht mehr von diesen Filmen gibt, die ein Tabuthema einfühlsam umsetzen können und der Gesellschaft einen Spiegel vor die Nase hält. Und "Mysterious Skin" setzt dies so gut um, dass man sich nach dem Film so schrecklich fühlt und einen den ganzen Tag nicht mehr loslässt. 
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Besonders hervorzuheben sind natürlich die Jungschauspieler, die Neil und Brian im Teenageralter darstellen durften: Joseph Gordon-Levitt als Neil und der nicht minder  talentierte Brady Corbet als Brian. Ich brauche mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen wenn ich behaupte, dass Gordon-Levitt schon damals zeigte, dass er einer von den ganz Großen ist.

Montag, 7. Oktober 2013

Gravity [2013]


Mit "Gravity" startete letzte Woche einer der wohl meisterwarteten Filme dieses Kinoherbstes - zumindest meine Genossen bei Moviepilot, die beim Trailer und dem Namen des Regisseures - Alfonso Cuarón - bereits in Begeisterungsstürme ausbrachen, sahen dies so. Aufgrund der positiven Bewertungen war auch ich neugierig geworden. Sandra Bullock und George Clooney fliegen alleine durch das All - so sehr die beiden auch für seichte Hollywoodfilme stehen, sie haben meine Neugierde doch entfachen können. 
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"Gravity" ist keineswegs ein Film, den man sich zuhause auf der Couch ansehen möchte, denn vielmehr bietet der Film ein Erlebnis, das ich in ähnlicher Form noch nicht erleben durfte. Für Filme wie dieser wurde das Kino (und das 3D) erfunden. Wenn man im dunklen Kinosaal sitzt, wenn möglich in einem fast leeren, und dann die Bilder und die Musik auf sich einwirken lässt - ja, das Wort "Erlebnis" beschreibt die Sache schon ganz gut. Denn wenn man nach den üblichen Kriterien geht hat dieser Geniestreich recht wenig zu bieten. George Clooney weiß mit seinen skurrilen Geschichten zwar zu unterhalten, gewinnt jedoch als Nebenfigur, die nur wenige Minuten vorkommt, nie an Tiefe. Sandra Bullock kann als Hauptfigur Ryan Stone viel mehr überzeugen - nicht nur, weil sie mehr Screentime hat, sondern auch, weil sie ihre bislang beste Leistung abgeliefert haben muss. Die Panik und die Angst vor dem Tod, die sie als einzige Lebewesen im Weltraum empfindet, weiß Bullock sehr glaubhaft und einfühlsam darzustellen. 
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Der Film wird in dem Moment zum Erlebnis, als das Unvermeidbare passiert, ihr Raumschiff zerstört wird und Stone von nun an einen Überlebenskampf im Weltraum führt. Sie muss sich mit dem bevorstehenden Tod beschäftigen und als sie sagt, dass sie gewusst hatte, dass sie sterben müsste, aber nie, dass es ausgerechnet heute sein würde, fühlt man dieses beklemmende Gefühl in der Brust - und vielleicht das eine oder andere Tränchen rinnen. Man sieht zu, wie sie versucht, per Funk Kontakt zu der NASA herzustellen, bekommt aber nur einen fremden Mann herein, der ihr seine Hunde und sein Baby vor das Funkgerät hält, damit die mit ihrem Schicksal abschließen kann. Auch die intensive Musik und Emmanuel Lubezkis wunderschöne Bilder, die teilweise an "2001" erinnern, machen das Kinoerlebnis perfekt. Der Film steht in erster Linie für seine Atmosphäre, sodass man getrost über die recht einfache und bisweilen künstlich in die Länge gezogene Handlung hinwegsehen kann.

Donnerstag, 3. Oktober 2013

Rush - Alles für den Sieg [2013]


Wer mich kennt, weiß, dass ich mit Sport - außer Skispringen - nicht viel anfangen kann, geschweige denn von Filmen über Sport. Aber wenn dieser Film, so fremd mir die Sportart auch sein mag, von der Dramaturgie her so mitreißend ist, dass selbst ein Laie seine helle Freude an diesem Film haben kann, hat er bei mir praktisch schon gewonnen. So war es auch mit "Rush", der die übertrieben dargestellte Rivalität zwischen James Hunt und Niki Lauda während der Formel 1 Weltmeisterschaft 1976 thematisiert. Er versteht sich nicht als Dokumentation, sondern als Film, der reale Geschehnisse adaptiert und dramaturgisch verändert. 
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Umso mehr überraschte es mich natürlich, dass ich mit "Rush" keinen mit Fakten aus dem Motorsport zugestopften Film sah, der sich ausschließlich an Fans orientierte. Sondern er brachte auch ordentlich Drama mit, fokussierte sich auf die Rivalität zwischen zwei Rennfahrern, die in der Weltmeisterschaft gegeneinander konkurrieren, und natürlich auf Niki Laudas tragischen Unfall in derselben Saison. Besonders herausragend ist natürlich Daniel Brühl, der den "Ungustl" Lauda beinahe perfekt verkörpert. Seine gedehnte Sprechweise (die ich als Österreicher nur loben kann, sehr überzeugend nachgeahmt), die Art, wie er seinen Mund verzieht und überhaupt alles strahlte so viel von Lauda aus, dass ich am liebsten im Kinosaal geklatscht hätte. Chris Hemsworth hingegen scheint wieder einmal seine Paraderolle des gut gebauten Playboys zu spielen. Aber dazu bedurfte es wohl nicht viel Talent und mit seinen langen Haaren sieht er Hunt sogar ein bisschen ähnlich. Immerhin brachte er seine wenigen dramatischen Szenen gut über die Bühne. 
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Ein weiteres Problem sind die weiblichen Darstellerinnen, denn diese sind leider vollkommen für die Katz. Hunts Liebschaften interessierten mich nicht und wurden durch die Bank von talentfreien Models verkörpert. Und Laudas Ehefrau, die von Alexandra Maria Lara gespielt wurde, bekam kaum mehr als eine Statistenrolle. Schade, denn ich hätte es gerne gesehen, wie sie ihrem Mann nach seinem schweren Unfall beigestanden hatte, was gewiss der Fall gewesen war. 
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Begeistern konnten mich auch die tollen Szenen an den Rennbahnen. Man fühlte sich mitten ins Geschehen geworfen und entwickelte Faszination und Respekt für diesen Sport und allen, die den Mut haben, sich in eine dieser rollenden Särge zu setzen. Anthony Dod Mantle, der auch schon viele Filme für Danny Boyle  und Lars von Trier drehen durfte, ist für mich persönlich mit diesen atemberaubenden und packenden Bildern wirklich eine Nominierung für die beste Kamera wert.
Ein Sportfilm, der aufgrund seiner hervorragenden Dramaturgie, Daniel Brühl und dem mitreißenden Soundtrack von Hans Zimmer (ja, ich gebe es zu) zu einem meiner Lieblingsfilme dieses schwachen Kinojahres geworden ist.

The World's End [2013]


Nachdem sich Simon Pegg und Nick Frost in den anderen Teilen der Cornetto-Trilogie mit der Persiflage von Zombiefilmen ("Shaun of the Dead") und Buddy-Cop-Movies ("Hot Fuzz") beschäftigt hatten, folgt nun mit ihrem neuesten Film "The World's End" der krönende Abschluss. Und man muss feststellen, dass Pegg und Frost in diesem Film hier keineswegs versuchen, eine Satire auf ein Filmgenre abzuliefern sondern einfach, möglichst viel Spaß und Verrücktheit in einen Film zu stecken. Hört sich aber auch interessant an, oder? Ich jedenfalls war gleich von der Skurrilität der Briten im Trailer eingenommen, hatte jedoch keine Ahnung, wie verrückt es werden würde, da ich die Vorgänger zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesehen hatte. 
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Die Handlung des Filmes besteht daraus, dass der ewig Junggebliebene Gary King noch einmal seine vier Freunde aus Jugendzeiten versammeln möchte, um die "Goldene Meile" in seiner beschaulichen Heimatstadt abzuklappern. Die Goldene Meile besteht aus zwölf Bars, in welcher sie je ein Bier trinken müssen, und den Abschluss stellt das Pub The World's End dar. Bereits als Jugendliche hatten sie versucht, diese Meile zu schaffen, hatten aber auf der Mitte des Weges aufgeben müssen. Und Gary King, der mit seinem Leben unzufrieden ist, hofft, mit dem Abschluss der Goldenen Meile dieses Problem hinter sich lassen zu können.
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Nun muss ich wohl anmerken, dass der Film genau genommen aus zwei komplett unterschiedlichen Teilen besteht. Der erste Teil besteht darin, dass der unermüdliche Gary King alle seine Freunde von einst aufsucht und oftmals auch mit einer List versucht, sie alle für seinen Plan zu gewinnen. Man stellt fest, wie sehr sich die Zeit geändert hat, was alles in der Zwischenzeit passiert ist, wer Kinder in die Welt gesetzt hat und wer welchem Beruf nachgeht. Für mich hätte auch diese sympathische Atmosphäre den ganzen Film lang gehen können, denn gerade wenn man meint, sich genügend in die Charaktere eingelebt zu haben - BAMM! Und schon kommt der krasse Schnitt, auf den ich glücklicherweise dank diversen Kritiken vorbereitet gewesen war. Plötzlich wird diese lockere Komödie um fünf Freunde, die sich volllaufen lassen wollen, zu einem Alien-Kampf-Wasauchimmer-Film, der sich so radikal von der ersten Hälfte abhebt, dass der eine oder andere Zuschauer sicher enttäuscht gewesen sein dürfte. Die fünf Freunde müssen plötzlich gegen Aliens kämpfen, die ihre Heimatstadt übernommen haben. Dies wird aber so kurzweilig und unterhaltsam gestaltet, dass mir der krasse Bruch nichts anhaben konnte. 
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Aber wie schon in den Vorgängern bildet das Duo Pegg/Frost den Kern der Handlung, denn mit ihnen als Protagonisten steht und fällt der Film. Aber auch diesmal können die beiden auf harmonische Weise zwei verrückte, aber sympathische Charaktere darstellen. Besonders Pegg hatte es mir in seiner Rolle als Gary King angetan, der ganz klar der Anführer der Gruppe ist. Er ist innerlich wie äußerlich ein Teenager geblieben und läuft lieber in Klamotten herum, die er wohl in seiner Jugend getragen hätte, während die anderen in Anzug und Krawatte erscheinen. Er ist vorlaut, spielt gerne Streiche und macht dumme Scherze, während er mehr und mehr von den anderen für seine Unfähigkeit, erwachsen zu werden, bemitleidet wird. Als man im späteren Verlauf erfährt, dass Gary keineswegs der Clown ist, für den er sich gerne hält, und bereits einen Selbstmordversuch und (vermutlich) diverse stationäre Aufenthalte hinter hat, erhält auch er eine traurige Seite, die er jedoch zugunsten seines verzweifelten Versuches, die alten Zeiten wieder aufleben zu lassen und Spaß zu haben, sehr selten zeigt. Aber auch Paddy Considine als sensibler Steve, der nach all der Zeit wieder auf seine Jugendliebe Sam trifft, und Eddie Marsan als Peter, der ständig Angst hat, die Peiniger seiner Kindheit wiederzutreffen, konnten mich überzeugen. Martin Freeman hatte leider nur eine kleine Rolle, da er recht früh von einem der Aliens ersetzt wird, aber immerhin hatte Freeman auch so schon genug Arbeit genug (Der Hobbit, Sherlock...). 
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Fazit: Eine sehr unterhaltsame Komödie, die mit Zitaten vollgespickt sind, die das Zeug für die Ewigkeit haben. Zudem besitzt er mit Gary King einen der charismatischsten und gleichzeitig bedauernswertesten Protagonisten, die ich kenne. Wer mit dem krassen Bruch kein Problem hat, sollte den Film schleunigst nachholen.