Dienstag, 30. Juli 2013

I killed my Mother [2009]


Der kanadische Regisseur Xavier Dolan genießt heute unter Filmkennern den Ruf, ein Wunderkind zu sein. Bereits mit 16 Jahren schrieb er das Drehbuch zu "I killed my Mother" und nur drei Jahre später produzierte er den Film zu großen Teilen selbst und führte die Regie, ohne jegliche Erfahrung in diesem Bereich.
 .
Nun, wenn man sich den Film ansieht, die wunderschön fotografierten Bilder, die Handlung, die Charaktere, würde man meinen, ein langjähriger Profi hätte ihn gedreht. Nein, eben nicht. Man darf Xavier Dolan wirklich als klassisches Wunderkind bezeichnen: Er erschafft ein Kunstwerk, ohne sich davor mit der Materie beschäftigt zu haben.
"I killed my Mother" basiert auf einem autobiografischen Drehbuch, in dem Dolan seine eigene Familiengeschichte verarbeitete: Der 16-jährige Hubert steckt in einer kritischen Phase seines Lebens. Er ist schwul und hasst seine Mutter. Natürlich liebt er sie auch, eine typische Hassliebe bestimmt ihre Beziehung. Das Problem ist, dass Hubert jede Eigenschaft an seiner Mutter verachtet und sie ständig für seine Probleme verantwortlich zu machen scheint. Es vergeht kein Tag, an dem sich die beiden einander anschreien, aus jeder Mücke wird ein Elefant gemacht. Er verachtet sie, er hasst alles an ihr. Ihre schrille Kleidung, ihr fragwürdiger Geschmack, ihre kleinen Macken. Ihre Streitereien führen so weit, dass Huberts Vater eingeschaltet wird und er in ein Internat gesteckt wird, wodurch sich der Hass auf seine Mutter nur noch verstärkt.
 .
Wenn man den Titel "I killed my Mother" zum ersten Mal hört, denkt man, es ginge um einen Sohn, der seine Mutter wirklich getötet hatte und nun davon berichten möchte. Ein irreführender Titel, wie ich finde, denn eigentlich geht es im Film nur um Hubert und seine Probleme mit seiner Mutter. Dass er seine Mutter gerne verleugnet (sogar als tot bezeichnet) und ein Gedicht namens "I killed my Mother" schrieb, verstärkt den Hass, den man den ganzen Film über spüren kann, umso mehr. Eine bedrückende Stimmung beherrscht den Film, Huberts Aggressivität und Hass ist allgegenwärtig. Deshalb sind gerade die ruhigen Szenen, in denen sich Hubert mit seiner Mutter wieder zu versöhnen versucht, eine wahre Wohlfühloase. Doch gerade wegen der aufgeheizten Stimmung und der realistischen Thematik - ich meine, jeder Teenager hasst seine Mutter ab und zu - gefiel mir der Film besonders gut. Hinzu kommt der offene Umgang mit Huberts Homosexualität, was wohl mit der sexuellen Neigung Dolans zusammenhängen dürfte. Ein bedrückender, aber sehr faszinierender und wunderschön fotografierter Film.

Als das Meer verschwand [2004]



Nach dem Tod seines Vaters beschließt der renommierte Kriegsfotograf Paul Prior, sich in seiner neuseeländischen Heimatstadt niederzulassen. Er spricht vor Publikum über seine traumatische Arbeit und wird sogar spontan als Lehrer eingestellt. Dort trifft er auf die Einzelgängerin Celia, zu der er eine freundschaftliche Beziehung aufbaut und, wie sich herausstellt, seine Tochter ist. Als Celia eines Tages spurlos verschwindet, wird Paul verdächtigt, Celia vergewaltigt und anschließend umgebracht zu haben...
.
Bei "Als das Meer verschwand" handelt es sich um eine britisch-neuseeländische Gemeinschaftsproduktion, sich nur weniger Bekanntheit zu erfreuen scheint. Der Film ist für mich ein typischer Arthousefilm: Sehr ruhig und minimalistisch, die schauspielerische Leistung aber stets auf einem hohen Niveau. Matthew Macfadyen muss ich hierbei besonders hervorheben. Seine Person ist immerhin der direkte Bezugspunkt zum Zuschauer, weshalb er besonders sympathisch wirkt. Paul ist diese Person, die jeder von uns kennt: Er ist still, introvertiert, bescheiden, aber sehr lebhaft, wenn man ihn einmal besser kennt. Celia ist die lebendige Teenagerin, die jedoch mit der Ungewissheit, wer ihr wirklicher Vater ist, zu kämpfen hat. Als Celia jedoch verschwindet, gewinnt der Film etwas an Fahrt. Plötzlich wird Paul überall, wo er hingeht, beschimpft, geächtet, sogar verprügelt. Der Twist am Ende, wenn man ihn als solches bezeichnen kann, kommt unvorhergesehen, hat aber keine so große Wirkung, weil er nicht lautstark in die Welt posaunt wird.
 .
Manchmal braucht man eben diese ruhigen kleinen Kunstwerke, die einen mit in ihre stille Welt nehmen und auch danach nicht mehr loslassen. 

Sonntag, 28. Juli 2013

The Beach [2000]

.
Nach seinem Achtungserfolg "Trainspotting" und der Liebeskomödie "Lebe lieber ungewöhnlich" - beide mit dem Schotten Ewan McGregor in der Hauptrolle - schien es, als hätte Danny Boyle genug von Schauspielern von der Insel und widmete sich in seinem nächsten Film einem Jungschauspieler, der mit "Titanic" einen wahren Hype ausgelöst hatte. Natürlich ist von Leonardo DiCaprio die Rede, der damals wohl verzweifelt versuchte, von seiner Jack-Rolle aus "Titanic" loszukommen. Und dafür war "The Beach", wie ich finde, perfekt geeignet, denn der Film baut hauptsächlich auf DiCaprios Können auf, die Hauptrolle des US-Amerikaners Richard zu verkörpern.
.
Richard ist ein weiterer Student, der von seinem Leben gelangweilt ist und nach Thailand reist. Dort ebenfalls von seinen Landsleuten gelangweilt, die dort ihren Urlaub mit ähnlichen Aktivitäten wie zuhause verbringen, trifft er auf den scheinbar verrückten Daffy, der ihn von einer geheimnisumwobenen Insel erzählt, der einen Strand beherbergt, der schöner sei als jeder andere Strand auf der Welt. Richard macht sich mit zwei Franzosen auf dem Weg zu dieser Insel und trifft dort sowohl auf thailändische Bauern, die dort Marihuana anpflanzen, aber auch auf andere Gestrandete, die seit Jahren in einer Art Gemeinde dort zusammenleben. Ihr größtes Ziel ist es, ihr kleines Paradies geheim zu halten, doch Richard hat bereits auf dem Weg dorthin zwei Leuten sein Wissen um den Strand mitgeteilt.
Großteils lebt der Film von seiner Atmosphäre, das große Unbekannte, die ewige Sonne, immer den Strand vor Augen. Die Reise der drei Rucksacktouristen ist zwar etwas spannungsarm, dafür kann die Beschreibung des Alltags am Strand umso mehr begeistern. Schon hier zeigte DiCaprio wie bereits in anderen Filmen davor, dass er das Zeug zu einem der größten Schauspieler Hollywoods hat. Ehrlich gesagt war seine Darstellung mit einer der Gründe, dass ich überhaupt am Ball geblieben bin - ein zweiter großer Grund war der geniale Soundtrack, wofür ich Danny Boyle mal ein Lob aussprechen muss. Jeder spricht von Tarantino, der Popmusik gekonnt in Filme einzubinden vermag - aber Boyle steht ihm um nichts nach, nur dass er eben modernere Musik verwendet. "Porcelain" von Moby oder "Pure Shores" von All Saints sind zwei Songs, die ich mit "The Beach" verbinde und mir jedes Mal eine Gänsehaut verpassen. Nicht unbedingt, weil der Film so toll war, sondern weil der Soundtrack so gut ist. 
.
Leider muss ich doch sagen, dass "The Beach" bei weitem nicht Boyles bester Film ist, denn dazu wirkt er teilweise zu skurril und etwas zäh, außerdem war die Liebesgeschichte zwischen Francois und Richard viel zu unpersönlich erzählt, sodass es einem einfach egal war. Ansonsten etwas langatmig, weshalb er viel von seiner Atmosphäre einbüßen musste. Gilt zu Recht als einer von Boyles schwächeren Werken.

Mittwoch, 24. Juli 2013

Sunshine [2007]


In einer fernen Zukunft machen sich acht Menschen von der Erde mit einem Raumschiff aus den Weg zur Sonne. Da diese nicht mehr genug Energie besitzt, sind die Menschen auf der Erde von einer Eisschicht umschlossen. Die Bombe, die das Raumschiff dabei hat, soll der Sonne neue Energie geben und stellt somit die letzte Chance der Menschheit auf ein normales Leben dar. Bereits ein paar Jahre zuvor war ein Raumschiff mit demselben Ziel zur Sonne geschickt worden, jedoch waren diese spurlos verschwunden.
Als die Besatzung den Planeten Merkur erreicht, empfangen sie ein Notrufsignal von der Icarus I, dem Vorgängerraumschiff. Als ein Crewmitglied auch noch Mist baut, sind sie dazu gezwungen, sich das verlassene Raumschiff anzusehen, wobei sie an Bord des Schiffes auf ein unbekanntes Lebewesen, das die ganze Mission zu gefährden droht.
.
"Sunshine" ist eine düstere Dystopie, untermalt mit einem tollen Soundtrack (ist ja auch ein Danny-Boyle-Film) und mit überzeugenden Darstellern besetzt. Neben Cillian Murphy, den ich eigentlich nie recht mochte, der mir aber hier äußerst gut gefiel, konnten mich auch die reizende Michelle Yeoh und Chris Evans überzeugen. Letzteren kannte ich nur in seiner Rolle als Captain America, weshalb ich seine Leistung hier hervorheben muss, auch wenn er nicht gerade oscarreif spielt. Die schauspielerischen Leistung aller Beteiligten wird durch die dramatische und spannende Handlung noch hervorgehoben. 
.
Die Atmosphäre des Filmes ist eigentlich das Beste daran, denn er lebt von dem Ungewissen, das die Crewmitglieder auf der Reise zur Sonne plagt, und von der Verzweiflung, als allen klar wird, dass sie diese Reise nicht überleben werden. Ich kann nur schwer beschreiben, was mir "Sunshine" alles gefallen hat - das Miteinander der Crewmitglieder, die kleinen Alltäglichkeiten, die dramatischen Momente, das Ende. Einer dieser Filme, die man schwer in Worte fassen kann - ein weiteres kleines Glanzstück in Danny Boyles Filmografie.

Die Unfassbaren - Now you see me [2013]


Ein Film über Magier ist im Grunde nichts anderes als eine einzige, große Zaubershow. Auch die Filmemacher versuchen wie einst der Zauberer auf der Bühne, das Publikum zu manipulieren, überraschen und ins Staunen zu versetzen. Der Magier erreichte dies, indem er scheinbar unmögliche Kunststücke präsentierte und dem Publikum vorgaukelte, es gäbe wirklich Magie. Heutzutage, in einer aufgeklärten Welt, ist dies gar nicht mehr so einfach. Die Menschen wissen teilweise, wie die Tricks funktionieren und fallen nicht mehr so leicht darauf herein wie noch vor einem Jahrhundert. Heute will man auf eine andere Weise ins Staunen versetzt werden, nämlich durch einen sogenannten Mindfuck. Auch "Prestige", wohl der beste Beitrag zu diesem überschaubaren Magier-Genre, bediente sich dieser Tricks. Der Mindfuck war der vorgeführte Zaubertrick und der Rest des Filmes nur Ablenkung.
Auch "Now you see me" (den unpassenden deutschen Titel möchte ich lieber außer Acht lassen) möchte auf diesen Zug aufspringen, schafft es jedoch nur teilweise, dem Zuschauer etwas halbwegs magisches vorzugaukeln.
.
Vier Hobbymagier werden von einer unbekannten Person zusammengerufen, um einen letzten, großen Zaubertrick aufzuführen. Die weitere Handlung setzt ein Jahr später ein, als diese vier Magier gemeinsam auf der Bühne stehen und vor einem großen Publikum verkünden, in wenigen Minuten eine Bank in Paris ausrauben zu wollen. Der Coup gelingt, jedoch ist ihnen die Polizei, und allen voran Dylan Rhodes und Alma Dray, von nun an auf den Fersen. 
.
Nach und nach wird durch Thaddeus Bradley (dargestellt von einem immer gleichen Morgan Freeman) enthüllt, wie die weiteren Tricks der "vier Reiter" funktionieren, wodurch leider recht schnell die Luft raus ist. Die Gespräche der vier Magier untereinander sind wirklich lustig und geben dem Film eine witzige Note, jedoch schnell wieder verloren geht, sobald man dem Polizisten Dylan Rhodes auf der Jagd nach dem Geheimnis, das die Vier umgibt, zusehen darf. Dies gestaltet sich weniger kurzweilig als gedacht, obwohl ich Mark Ruffalo an sich toll fand, während mich Melanie Laurent weniger überzeugen konnte. Ständig spielte der Film mit diversen kleinen Mindfucks, die den Zuschauer ins Staunen versetzen sollten, aber mir wurden diese kleinen Kunststücke von Mal zu Mal unrealistischer und langweiliger. Besonders der ultimative "Mindfuck" am Ende konnte mich überhaupt nicht überzeugen. Zwar sah ich ihn nicht kommen, aber die Endauflösung erschien mir so weit hergeholt und aus der Not geboren, dass ich nur fassungslos den Kopf schütteln konnte. 
.
"Now you see me" hat zwar ein paar interessante Ansätze und hat mit Mark Ruffalo, Woody Harrelson und Jesse Eisenberg tolle Schauspieler, die ordentliche Arbeit liefern, zu bieten. Gerade die Szenen, in denen sich die vier völlig unterschiedlichen Magier streiten und  Harrelson seinen bissigen Humor auspackt, gehören zu den seltenen Glanzmomenten des Filmes. Leider krankt dieser Film an seiner unausgegorenen und langweiligen Handlung, die mich einfach nicht packen konnte.

Dienstag, 16. Juli 2013

Drei Stunden [2012]


Für einen deutschen Film, der sich selbst als romantische Komödie bezeichnet, hatte ich weit schlimmeres erwartet. Klar, natürlich ist der Dreh- und Angelpunkt die Zusammenfindung der beiden Hauptpersonen, aber der Weg dorthin ist nicht so kitschig ausgefallen wie befürchtet. Die Charaktere nerven kaum, sondern sind allesamt mit einem unauffälligen Humor ausgestattet, der dich nicht in Lachen ausbrechen, aber zum Schmunzeln bringen wird wenn man den klugen Humor und die Anspielungen verstanden hat. Anders als andere deutsche Filme versucht dieser hier nicht, seinen schlechten Witze mit dem Hammer auf den Zuschauer einzudreschen, sondern gibt sich viel subtiler und baut darauf, dass der Kinogänger diese Art des stillen Humors auch versteht. 

Aber auch die Liebesgeschichte an sich war im Endeffekt gar nicht so übertrieben, als ich erwartet hatte. Martin und Isabel sind schon seit Jahren beste Freunde und genau als Isabel erfährt, dass sie in wenigen Stunden für einige Jahre nach Mali fliegen muss, um dort den Kampf gegen genverseuchte Konzerne anzutreten, wird Martin klar, dass er sie in all der Zeit immer geliebt hat. Doch sein überstürztes Liebesgeständnis am Flughafen läuft anders als geplant und er lässt frustriert eine Probe für sein Theaterstück sausen. In der Zwischenzeit wird Isabels Flug verschoben, weshalb ihr nun ein ganzer Tag bleibt, um sich mit Martin auszusprechen. Und das war's im Endeffekt auch - Isabel und der Rest der Theatergruppe sucht nach Martin an seinen Lieblingsplätzen, um die beiden Liebenden zusammenzubringen.

Die titelgebenden drei Stunden spiegelt den Zeitraum wider, der Martin und Isabel bleibt, um sich ihrer Liebe gewahr zu werden. Das ganze Drama wird zwar nicht gerade charmant aufgedröselt, bietet aber für Romantiker das perfekte Ende. Zwischendurch erwarten den Zuschauer ein paar anspruchsvolle Dialoge, die nicht jeder Bauer verstehen dürfte, subtiler Humor und ein paar ruhige Szenen, die den einen oder anderen langweilen dürften. Aber im Grunde einer der besten deutschen Filme, die ich bisher in der Sneak bewundern durfte.

Mittwoch, 10. Juli 2013

World War Z [2013]


Was hab ich nicht alles über diesen Film gehört. Ein schlechter Zombiefilm soll er sein, richtig enttäuschend und die Story halbgar inklusive Logiklöcher, kurz: Eine der größten Enttäuschungen des Kinojahres 2013. Andere jedoch konnten sich durchaus mit dem Film und seinen interessanten Ideen anfreunden, und auch ich zähle mich zu dieser Gruppe. Als absoluter Neuling auf dem Gebiet der Zombiefilme und als Liebhaber von Filmen mit Brad Pitt, habe ich mir "World War Z" zu Gemüte geführt und möchte nun erzählen, was er ist - eine Enttäuschung oder doch sehenswert?

Vielleicht sollte ich anmerken, dass "World War Z" kein Horrorfilm ist, obwohl Zombies darin vorkommen. Das war jedenfalls mein Eindruck, da ich wie gesagt noch nie einen Zombiefilm gesehen habe, und ich dann nicht schlecht staunte, als sich die Story weniger um lebende Untote drehte, als um die Suche nach einem Heilmittel gegen den Virus. Die ersten paar (grandiosen) Minuten versprechen leider etwas, das der Film im weiteren Verlauf nur bedingt halten kann: Eine spannende Hetzjagd auf der Suche nach einem Mittel gegen das Virus, das die Menschheit rund um den Globus in Zombies verwandelt. Die Hauptperson, Gerry Lane, befindet sich gerade mit seiner Familie in New York, als plötzlich um ihn herum eine Massenpanik ausbricht und Menschen von Zombies überrannt und getötet werden. Gerade dieser Beginn, in dem man Brad Pitt und den Zuschauern keine ruhige Minute zum Verschnaufen lässt, lässt die Hoffnung aufkommen, bei "World War Z" handelt es sich um einen furiosen Zombie-Actioner. 

Doch bereits wenige Minuten später beginnt der zähe Teil der Handlung, in dem Gerry Lane um die halbe Welt fliegt, wobei man diesen Teil als "Schnitzeljagd" bezeichnen kann. Er fliegt nach Israel, Südkorea, Indien, immer auf der Suche nach einer Spur, das Medikament gegen den Virus zu finden. Gerade hier häufen sich die Szenen, die diesen Film länger erscheinen lassen, als er ohnehin schon ist und ein, zwei Zwischenstops weniger hätten der Story wirklich gut getan. Zum Glück gibt es hier noch die letzte halbe Stunde in dem Forschungsgebäude der WHO, als sich Lane nebst zwei Gefährten an zahlreichen Zombies vorbeischleichen muss, um das langersehnte Mittel zu finden. Diese spannenden Szenen vermagen es zwar nur zum Teil, die langweilige Schnitzeljagd auszugleichen, bleiben aber im Gedächtnis. Jedes Mal, wenn Lane etwa auf eine Glasscherbe tritt und Gefahr läuft, von den Zombies entdeckt zu werden, fing jeder im Saal an zu stöhnen und etwas wie "Geh verdammt nochmal leiser!" zu fluchen. Auch mir ging es so und bei jedem Geräusch musste ich zusammenzucken. Verrückt, oder? 
Das Ende gefiel mir wiederherum nicht ganz so gut - ein offenes Ende, wahrscheinlich erwartet uns hier ein zweiter Teil. Ob ich mir den anschauen werde, weiß ich allerdings noch nicht.

Sonntag, 7. Juli 2013

Von der Kunst, sich durchzumogeln [2011]


George Zinavoy könnte ein ganz normaler Jugendlicher sein: Er hat Probleme in der Schule, Stress mit den Eltern, ist introvertiert und unsicher. Vor kurzem kam er zu der Entscheidung, nichts mehr für die Schule zu lernen, da man nur eine begrenzte Lebenszeit hat und diese nicht mit Nonsens wie Hausaufgaben verschwenden sollte. Viel lieber kritzelt er herum, als dem Unterricht zu folgen oder schwänzt die Schule und wandert in New York umher. Seine Einstellung wird von den Lehrern natürlich negativ aufgenommen, weshalb er oft zum Direktor muss. Nur Sally fühlt sich zu ihm hingezogen und sucht in ihm verzweifelt nach einem besten Freund. Doch natürlich empfindet der sensible George mehr als Freundschaft für Sally, was wiederherum ihre Freundschaft auf eine harte Probe stellt.

Normalerweise mag ich diese Coming-of-Age-Filme ja ganz gerne, denn man erinnert sich selbst an seine Jugendzeit, in der man noch unsicher war und nicht wusste, was einem erwartet im Leben. Auch "Von der Kunst, sich durchzumogeln" sagte mir in den ersten Momenten zu, denn eigentlich hat George ja recht: Warum sich Sorgen um die Schule machen, wenn man das ganze Leben noch vor sich hat und so viel anderes erleben kann? Der Film entpuppt sich jedoch recht schnell als langweilige Eintagsfliege, denn viel mehr als nichtige Teenagerprobleme bekommen wir nicht zu bieten. Die Melancholie, die den ruhigen George anfangs auf der Suche nach dem Sinn des Lebens umgibt, verschwindet recht schnell und muss einer aufgesetzten Liebesgeschichte weichen. Zwar wirken die beiden Jugendlichen im Umgang miteinander sehr natürlich, inklusive verletzten Gefühlen, weil George in Sally verliebt ist, diese aber nur einen Kumpel haben möchte - aber ansonsten vermag es der Film in keinster Weise, den Zuschauer zu berühren. 

In den Hauptfiguren wurden die relativ namhaften Jungschauspieler Freddie Highmore und Emma Roberts besetzt, die beide eigentlich einen guten Job machen. Doch leider ist der nicht existente Spannungsbogen so öde, dass einem der Beziehungsstress zwischen den beiden am Allerwertesten vorbeigeht. Letztes Jahr hat "Vielleicht lieber morgen" gezeigt, wie es besser funktioniert.

Donnerstag, 4. Juli 2013

Frankenweenie [2012]


Bereits im Jahr 1984, als Tim Burton noch für Disney arbeitete, drehte er einen 30-minütigen Film, den man wohl als Vorgänger vom modernen "Frankenweenie" bezeichnen kann. Auch in dieser Geschichte ging es um einen Jungen, der seinen geliebten Hund verliert und ihn daraufhin mittels eines Experiments wieder ins Leben zurückholt. Disney befand den Film als zu düster und nicht familientauglich und trennte sich daraufhin von Burton. Erst als sich der Regisseur in der Filmwelt einen Namen gemacht hatte, wurde der Kurzfilm auf VHS veröffentlicht.

Im Jahr 2012 machte sich Tim Burton an eine Neuverfilmung seines verschmähten Klassikers und begibt sich nach seinen eher mäßigen CGI-Blockbustern "Alice im Wunderland" und "Dark Shadows" wieder auf bekanntes Terrain und zaubert dieses kleine Kunstwerk aus dem Ärmel. Die Umgebung ist natürlich computeranimiert, doch die Figuren wurden durch die aufwändige Stop-Motion-Technik zum Leben erweckt, was dem Film einen besonderen Charme verleiht, der stark an "The Nightmare before Christmas" oder "Corpse Bride" erinnert. 

Viktor Frankenstein ist auch in diesem Film ein intelligenter Junge, der außer seinem geliebten Hund Sparky keine Freunde hat. Als Sparky eines Tages vor ein Auto läuft und stirbt, ist Viktor natürlich am Boden zerstört und nichts scheint ihn aufmuntern zu können. Im Schulunterricht wird er jedoch auf eine Methode aufmerksam, seinen Hund wiederzubeleben: Mittels elektrischer Spannung schafft er es, Sparky wieder ins Leben zu bringen. Zwar verliert er ab und zu ein paar Körperteile, scheint aber ansonsten ganz der Alte zu sein. Viktor versucht natürlich, das Geheimnis für sich zu bewahren, scheitert an der Erkundungslust seines Hundes und wird von anderen Mitschülern erpresst: Wenn er ihnen das Experiment erklärt, würden sie ihn nicht anschwärzen. Doch natürlich müssen die Experimente furchtbar schief gehen und schon bald wird "New Holland" von diversen mutierten Monstern bedroht. 

Die enge Beziehung zwischen Viktor und Sparky ist sehr berührend dargestellt und besonders die Szenen, in denen sich Viktor von seinem Hund verabschieden muss oder ihn vermisst, rühren zu Tränen. Ein weiteres Merkmal sind die skurrilen Figuren, denn außer Viktor und seinen Eltern scheint niemand einen normalen Körperbau zu besitzen; lange Köpfe, große Nasen, runde Körper oder kurze Beine sind etwas ganz Normales in Burtons Welt. Besonders der unheimliche Quasimodo-Junge oder der düstere Lehrer mit dem langen Gesicht sind mir besonders in Erinnerung geblieben. Die Handlung unterhält, plätschert aber leider teilweise etwas zu langweilig dahin, weshalb man einen Spannungsbogen vergeblich sucht. Die Monsterjagd zum Schluss erinnert zwar an die Monsterfilme der 50er Jahre, wirkt aber ebenfalls etwas fehl am Platz und lässt Langeweile aufkommen. Ich fand die Umsetzung und die Idee wirklich sehr gut und fühlte mich gut unterhalten, muss aber ein paar Abstriche machen. Dafür, dass Tim Burton endlich wieder zu seinem Weg zurückgefunden hat und "Frankenweenie" an seine ersten Gehversuche erinnert, ist ihm ein äußerst guter Film gelungen, der vor allem durch seine Melancholie und Erinnerungen an vergangene Tage glänzen kann.