Manchmal frage ich mich: Ist das Blasphemie, wenn ich einen Klassiker einfach nur langweilig finde und seinen Kultstatus nicht nachvollziehen kann? Meistens finde ich Klassiker echt super und auch Schwarzweiß- oder auch Stummfilme machen mir wenig aus, und doch konnte ich an "Der dritte Mann" verhältnismäßig wenig Gefallen finden. Woran liegt das?
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Aber nochmal von Anfang an: Zu Beginn wird das berühmte Harry-Lime-Thema auf der Zither eingespielt, während Holly Martins in Wien aus dem Zug steigt und sich zu der Wohnung seines Jugendfreundes Harry Lime begibt. Dort erfährt er, dass Harry vor kurzem bei einen Unfall ums Leben gekommen sei. Wie es der Zufall will, waren in dem Moment seines Todes zwei Freunde, sein Fahrer und sein Leibarzt zugegegen, was Martins Alarmglocken schrillen lässt. Während er versucht, das Mysterium hinter Harry Limes rätselhaften Tod zu lösen, werden zwielichtige Freunde von Harry auf ihn aufmerksam und versuchen, ihn an seinem Vorhaben zu hindern.
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Das Problem, das ich mit dem Film hatte, war, dass er einfach zu ruhig verläuft. Viele mögen wohl die dichte Atmosphäre herausheben, ich aber hatte mich relativ oft gelangweilt und gefragt, wann Martins endlich das Geheimnis entdecken wird. Das liegt zum einen Teil an der ungewohnten Schwarz-Weiß-Optik und der damaligen Vorstellung von Spannung, aber auch daran, dass mir das Wien, das im Film präsentiert wird, sehr unsympathisch ist. Ich liebe Wien und besuche es, sooft ich kann, aber ein Nachkriegswien, das in vier Besatzungszonen aufgeteilt ist, wo der Schwarzmarkt ein essenzieller Bestandteil ist und Zigaretten als Währung gelten, war mir so fremd, dass ich ständig hin- und hergerissen war, etwa wenn ich einen bekannten Brunnen oder ähnliches entdeckte.
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Aber hey, der Film war trotz seiner Längen immer noch ein ziemlich guter Film mit einer interessanten Story. Und spätestens wenn sich Harry Lime seinem Jugendfreund zu erkennen gibt und dann die große Hatz in der Wiener Kanalisation beginnt, hatte mich der Film wieder gepackt.